Bild nicht mehr verfügbar.

In der Astronomie hat Citizen Science große Tradition: Viele Beobachtungen wurden von Laien durchgeführt.

Foto: APA/dpa

Wien - Bürgerbeteiligung an wissenschaftlichen Projekten, auch Citizen Science genannt, liegt auch in Österreich im Trend: Seit vergangenem Jahr gibt es eine eigene Onlineplattform, in der Projekte vernetzt werden, und auch seitens des Wissenschaftsministeriums wird im kommenden Forschungsaktionsplan die Bürgerwissenschaft forciert. Am Donnerstag geht die erste fachübergreifende Konferenz über die Bühne.

Von Citizen Science oder partizipativer Wissenschaft spricht man, wenn interessierte Amateure und ausgewiesene Wissenschafter gemeinsam Forschungsprojekte durchführen. Davon profitieren im besten Fall alle Beteiligten: Die Forscher erhalten Daten und inhaltliche Anregungen, an die sie sonst nur schwer herankämen, die Laien bekommen Einblicke in die Welt der Wissenschaft.

Citizen Science habe auch immer Bildungscharakter, erklärte Johann Zaller, Leiter der Arbeitsgruppe an der Universität für Bodenkultur Wien, die für den Aufbau der Onlineplattform Citizen-Science.at und die Konferenz verantwortlich zeichnet.

Die Österreichische Citizen-Science-Konferenz 2015 in Wien (Alte WU, Aug. 2-6, 1090 Wien, 26. 2.) stehe unter dem Motto "Österreich forscht" und richte sich vor allem an Bürger, die sich über Citizen-Science-Projekte in Österreich und ganz allgemein über die Möglichkeit zur Teilnahme informieren möchten, so der Zoologe.

Austausch fördern

Außerdem soll es um den Austausch zwischen Forschern gehen, die diese Arbeitsmethode in unterschiedlichen Projekten und Fachgebieten wie Archäologie, Medizin, Technik, Wirtschaftswissenschaften, Kunst und Kultur, Naturwissenschaft, Wirtschaftswissenschaft oder Wissenschafts-PR vorantreiben. Bei einem anschließenden Workshop will man auch über die zukünftige Entwicklung der Bürgerwissenschaft in Österreich diskutieren.

Im Forschungsaktionsplan des Wissenschaftsministeriums ist dieses Thema eines von sechs Schwerpunktfeldern. In dem Plan werden neben dem Ausbau bereits bestehender Programme in dem Sektor auch neue Citizen-Science-Initiativen enthalten sein, wie es aus dem Ministerium heißt. Unter anderem werde das Thema in kommenden Leistungsvereinbarungen mit den Universitäten sowie in der bereits abgeschlossenen Vereinbarung mit der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gefördert.

Bereits seit dem Jahr 2007 läuft das Förderprogramm "Sparkling Science", in dessen Rahmen Wissenschafter zusammen mit ungefähr 15.000 Schülern bisher mehr als 200 Forschungsprojekte durchgeführt haben. Nun soll das Programm für eine breitere öffentliche Beteiligung ausgebaut werden. Sieben Pilotprojekte werden bereits durchgeführt.

Die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft (LBG) schließlich startet zudem heuer eine Modellinitiative zur Bürgerbeteiligung im Bereich der Gesundheitswissenschaften. Im Rahmen des Projekts "Crowdsourcing Research Questions In Science" (CRIS) sollen Forschungsfragen zu psychischen Erkrankungen formuliert werden. 2016 folgt ein Ausbildungsprogramm, in dessen Rahmen 15 bis 20 Wissenschaftern "Open Innovation"-Methoden nahegebracht werden sollen. Die Initiative hat eine Laufzeit von drei Jahren.

Von der Nationalstiftung werden dafür immerhin zwei Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Auch im EU-Forschungsförderungsprogramm "Horizon 2020" ist die Bürgerwissenschaft Thema. (APA/red, DER STANDARD, 25.2.2015)