"Extreme Ernährungsformen" auf ATV.

Foto: Screenshot/atv.at

Mit dem Grubenlicht auf der Stirn und der Skibrille über den Augen sehen sie wie schlecht verkleidete Bankräuber aus. Allerdings klauen sie kein fremdes Eigentum, sie klauben nur das auf, was andere nicht mehr brauchen. Früher nannte man diese Leute Mistkübelstierler, heute sagt man Dumpsterer (von engl. "dumpster", Container) oder Mülltaucher - und wie andere fortschrittliche Gruppen organisieren sich auch diese inzwischen über Social Media.

Die ATV-Reportage "Extreme Ernährungsformen" führte vor, wie man als Mülltaucher nicht untergeht, und bewies dabei genau jenes Maß diebischer Freude an unschönen Momenten, die den Porträtierten fehlt. So funktioniert eben Umkehrung: Man blickt leicht angeekelt auf jene hinunter, in deren Situation man nie kommen will - da mag die Produktvielfalt noch so groß, der Paprika noch so frisch sein.

Die Reportage hatte auch andere Extremisten im Angebot: eine Familie etwa, die sich ausschließlich mit Gemüse im Eigenanbau und der Zucht von Mangalitzaschweinen ernährt. Das ist aufwändiger als Mülltauchen, aber eben auch schmackhafter. Und ohne Kohlenhydrate wird man nie müde! Der Nachteil dieser Art des Gesundlabens: Auswärts essen wird abhängig vom Verhandlungsgeschick.

Mit der veganen Variante kehrte die Sendung dann fast in den Mainstream zurück - auch wenn sich das gefundene Beispiel nur mit Rohkost verköstigte. Die Früchte bezieht man, wie deutlich zu sehen war, auch aus dem Tiefkühlangebot des Supermarkts. Klares Foul, oder? Eine Steigerung des Schwierigkeitsgrads wäre bei der Nahrungssuche also durchaus noch denkbar. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 25.2.2015)