Ob Schneidbrennergitarre oder vertonte Sanftmut - Steve Wynn liefert beides in bester Qualität. Am Donnerstag live im Chelsea.

Foto: Yeproc / Guy Kokken

Wien - Im weiten Feld der US-amerikanischen Songwriter ist er eine beständige Größe: Steve Wynn. Der Kalifornier gründete zu Zeiten des Punk die Band Dream Syndicate, quasi eine Vorläuferin dessen, was man heute Alternative-Rock- Band nennt. Diese erreichte schon mit ihrem Debüt The Days of Wine and Roses Kultstatus, war dem Paisley-Underground-Genre zuzurechnen und 1989 Geschichte. Davor hatte Wynn als Sänger und Songwriter noch das wunderbare Nebenprojekt Danny and Dusty mit Dan Stuart von Green on Red ins Leben gerufen, die sich zart countryesk gaben und mit Titeln wie Song for the Dreamers Evergreens für eine gerechte Welt schrieben.

Seit gut 25 Jahren ist er als Solokünstler mit seiner Band The Miracle 3 unterwegs, am Donnerstag gastiert er im Wiener Chelsea.

Wynn ist befreundet mit artverwandten Musikern wie Howe Gelb, Peter Buck, den Mitgliedern von Cracker, Los Lobos, X und, und, und - man sieht schon: The man comes around. Vor einigen Jahren kam es sogar zur Reunion von Dream Syndicate, und mit Dan Stuart nahm Wynn ein zweites Danny-and-Dusty-Album auf, der Standard berichtete unter Tränen der Rührung.

Wynn gibt in all diesen Kooperationen den verlässlichen Frontmann, dessen Songwriting frei von der Verbitterung ist, nie größer geworden sein. Größer im Sinne von Weltstar. Nicht dass ihm das Potenzial fehlen würde, und Erfahrungen auf Majorlabels hat er sowieso gemacht, es hat halt einfach nicht sollen sein. Der 54-Jährige mit dem immer noch jugendlichen Charme zählt heute zu Qualitätsgaranten wie Chuck Prophet, noch so ein Freund, oder eben Howe Gelb.

Bei seinem umfangreichen Output - über 40 Algen sind es locker - kann selbst der Fan leicht einmal den Überblick verlieren, klar ist, dass er in seinem Liveprogramm immer einige Songs von Dream Syndicate spielt. Titel wie The Side I'll Never Show, Out of the Grey oder Still Holding On To You. Allesamt Monolithen, Türme von Songs. (Karl Fluch, DER STANDARD, 25.2.2015)