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Wird der 20. März ein sonniger Tag, könnte die partielle Sonnenfinsternis zwischen 9:30 Uhr und 12 Uhr für Stromnetz-Betreiber eine gewisse Herausforderung darstellen.

Foto: AP Photo/The Carroll County Times, Dylan Slagle

Wien - Dass eine partielle Sonnenfinsternis einen relevanten Einfluss auf das Stromnetz haben könnte, mag überraschen. Tatsächlich aber verursacht die Verringerung der Lichtmenge an einem nur wenig bewölkten Tag Leistungsschwankungen im Umfang mehrere Großkraftwerke.

Die kommende partielle Sonnenfinsternis am 20. März könnte daher das Management des europäischen Stromnetzes auf eine Probe stellen: Europas Netzbetreiber bereiten sich schon jetzt darauf vor. Bei sehr sonnigem Wetter wird die Stromeinspeisung aus Photovoltaik-Anlagen wegen der Verfinsterung zunächst deutlich sinken und dann wieder ansteigen. Bei stärker bewölktem Himmel werden die Auswirkungen auf das Stromnetz dagegen eher gering sein.

Für Österreich sieht der Übertragungsnetzbetreiber APG angesichts einer installierten Photovoltaik-Leistung von rund 800 Megawatt (MW) allerdings keine Probleme, wenn an einem sonnigen 20. März 50 bis 60 Prozent dieser Kapazität weggehen, wie APG-Vorstand Gerhard Christiner erklärt. Das könne mit dem normalen Regelenergievolumen kompensiert werden. Die partielle Sonnenfinsternis wird zwischen 9:30 Uhr und 12 Uhr über Österreich ziehen.

Vorbereiten auf die Sofi

Was die Sonnenfinsternis von einem normalen Sonnenunter- und -aufgang unterscheidet ist die Schnelligkeit, mit der die Solarkapazität abgefahren und dann wieder hochgefahren wird. Der Vorteil sei, dass das Ereignis bekannt und damit für die Stromnetzbetreiber sehr gut planbar sei, so Christiner. Man sei sehr gut vorbereitet.

Angesichts des mit rund 39.000 Megawatt hohen Anteils an installierter Photovoltaik-Leistung in Deutschland sowie in Italien und Frankreich stelle die partielle Sonnenfinsternis eine größere Herausforderung dar, betonen die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber. Sie bereiten sich mit verstärkten Bemühungen um Reserven zum Ausbalancieren von starken Netzschwankungen und Schulungen von Mitarbeitern in Netzleitstellen vor, teilten die Unternehmen 50 Hertz, Amprion, Tennet und Transnet mit. Bei sehr sonnigem Wetter wird die Sonnenstromeinspeisung sinken und dann steigen - und zwar um die Leistung von 19 Großkraftwerken.

Schwankungen zwischen Stromangebot und -nachfrage

Der an der Strombörse vermarktete Sonnenstrom müsse während dieser beiden Phasen durch viele flexible Erzeugungsanlagen vollständig ausgeglichen werden. Daher wollen die Übertragungsnetzbetreiber für die Zeit der Sonnenfinsternis mehr sogenannte Regelenergie beschaffen, um so die Schwankungen zwischen Stromangebot und -nachfrage auszugleichen.

Österreich und Deutschland sind ein Marktgebiet mit regem Stromhandel. Christiner verweist auf die geplanten pro-aktiven Maßnahmen in Deutschland bezüglich Regelenergie und erwartet keine Probleme. Zum Einsatz kommen könnten allenfalls österreichische Pumpspeicherkraftwerke, die sich gut für kurzfristige Strombeschaffung eignen.

Laut dem Verband Europäischen der Übertragungsnetzbetreiber ENTSOE-E könnten bei klarem Himmel am 20. März um die 35.000 Megawatt an installierter Solarenergie weggehen, wie es am Montag in einer Pressemitteilung heißt. Das entspreche fast 80 mittelgroßen konventionellen Kraftwerken.

Die letzte vergleichbare Sonnenfinsternis fand im Mai 2003 statt, die übernächste wird erst im August 2026 zu beobachten sein. (APA/red, derStandard.at, 24.2.2015)