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Auch Kate Moss zeigte auf der London Fashion Week Haut zwischen Schuh und Hose.

Foto: AP/Joel Ryan

Irgendwie ist die Modepresse wirklich nicht zu beneiden. Während eben noch dem heißen Scheiß hinterhergejubelt wurde, wird mit der gleichen Inbrunst die Stirn sorgenvoll in Falten gelegt. Und dem Spaß mit verbalen Giftspritzen ein jähes Ende gesetzt. Aktuelles Beispiel? Nackte Knöchel. Einerseits sehen die doch unter all diesen gekürzten, leicht ausgestellten Hosenbeinen ganz fantastisch aus. Aber bei dem Wetter so ganz ohne Strümpfe auf die Straße? Unmöglich, das machen doch nur kopflose Modehühner mit Aufmerksamkeitsdefizit.

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Kein Widerspruch auf der New York Fashion Week: Nackte Knöchel und winterliche Temperaturen.
Foto: AP/Jason DeCrow

Kurzum: Der Modekommentar kommt dem Tanz auf dem Drahtseil nahe. Denn oft kann es sich nicht so recht entscheiden zwischen Trendbarometer und Gesundheitsratgeber. Während der aktuellen Temperaturen ist es also kein Wunder, dass mal wieder das sorgenvolle Stirnrunzeln ausgepackt wird: Kinder, zieht euch doch was Warmes an!

Wie so oft geht es um das vermeintlich unausgewogene Verhältnis zwischen Stoff und Haut. Oder um das Kind beim Namen zu nennen: Zu viel Haut, die wider die Vernunft der frischen Luft ausgesetzt wird. Seit die Hosen auf Hochwasserhöhe hängen, stellt sich nämlich die Frage: Was tun im Februar mit den frei liegenden Zentimetern Unterschenkel: Augen zu und Strumpfhose drüber? Oder Leinen los für sauber enthaarte, winterbleiche Frauenbeine?

Die Antwort der Frauen, die es im Modezirkus zu Stilvorbildern gebracht haben, also Frauen wie Carine Roitfeld oder Alexa Chung, sieht einigermaßen eindeutig aus. Sie kennen keine attraktive Alternative zum Blankziehen der Knöchel. Und es sieht aus, als hätte sich ihnen der Rest der Modefrauen angeschlossen.

Die meisten machen es wie Victoria Beckham, sie arbeiten mit obenrum ganz viel Textil die Prominenz des blank blitzenden Knöchels heraus: Den Hals eingezwiebelt in einen dicken Schal, dazu ein, manchmal sogar zwei übereinander gelegte Mäntel. Und ganz unten schaut unter den abgeknappten Hosensäumen ein klitzekleines Stückchen Haut hervor. Statt also über die Unvernunft der Trägerinnen zu schimpfen, könnte man den frei gelegten Knöchel auch als das Highlight der Saison feiern. Nicht zuletzt, weil jetzt auch die Männer mitmachen. In der englischsprachigen Presse gibt es für den männlichen Knöchelblitzer sogar einen eigenen Namen. Der "Mankle" macht endlich mal klar, dass die vermeintliche Unvernunft alles andere als Frauensache ist. (Anne Feldkamp, derStandard.at, 25.2.2015)

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