Wien - Trotz deutlich steigender Fertigstellungszahlen bei frei finanzierten Wohnungen reiche die Wohnungsproduktion in Wien nicht, um die Nachfrage infolge des Zuzugs zu befriedigen. Die Einwohnerzahl Wiens ist im Vorjahr um rund 33.000 auf 1,79 Mio. gestiegen. Das ist der größte jährliche Zuwachs, den Wien seit dem Zweiten Weltkrieg hatte, und er liegt deutlich höher als ursprünglich angenommen, sagte Buwog-Chef Daniel Riedl bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Immobilien-Dienstleister EHL am Montag.

Hohe Nachfrage

Der großen Wohnungsnachfrage stehe aber nur ein moderates Angebot gegenüber. Gab es von 2012 auf 2013 bei Baugenehmigungen und Fertigstellungen noch beachtliche Zuwächse, so kam es im Vorjahr zur Stagnation. Die Zahl der Baugenehmigungen lag bei rund 12.000 (2013: 12.170), fertiggestellt wurden wie 2013 rund 8000 Wohnungen. Da durch den Abbruch von Häusern, Wohnungszusammenlegungen und Umwidmungen aber gleichzeitig auch Wohnungen verloren gehen, liegt das tatsächliche Wachstum des Wohnungsbestands sogar noch deutlich unter den Fertigstellungszahlen.

"Die Wohnungsproduktion wird mit den steigenden Haushaltszahlen nur dann mithalten können, wenn auch wieder mehr geförderte Wohnungen gebaut werden können", sagte Riedl. Wien sei eine der am stärksten wachsenden europäischen Großstädte, und wenn eine der beiden Säulen der Wohnungsproduktion (geförderte und frei finanzierte) schwächelt, können das die andere nicht ausgleichen." "In den klassischen innerstädtischen Lagen gibt es zu wenige freie Wohnungen bzw. diese sind vor allem für junge Familien kaum leistbar." Periphere Lagen werden dann gut akzeptiert, wenn sie mit den Öffis gut erreichbar seien.

Zusätzliche Widmung

Weitere Steigerungen beim frei finanzierten Wohnbau sind laut Riedl nur möglich, wenn die Stadt zusätzliche Impulse setzt. "Es muss mehr Bauland gewidmet werden, es muss zu günstigeren Preisen angeboten werden, und die Bauverfahren müssen schneller abgewickelt werden. Dann können nicht nur mehr Wohnungen produziert werden, sondern es wird auch der Preisanstieg zumindest gedämpft", so Riedl. Nachdenken sollte die Stadt über Abgaben auf nicht genutztes Bauland, oder sie solle befristete Widmungen (damit gebaut werden muss) vergeben.

Die Buwog verwaltet derzeit 52.500 Immobilien im Wert von rund 3,5 Mrd. Euro und will nun massiv in Deutschland wachsen. Jährlich sollen dort bis zu 4000 Wohnungen dazugekauft werden.

Ein Auge auf Conwert

Aktuell hat die Buwog in Deutschland 26.000 vermietete Wohnungen. Die Mieten werfen dort mit 7,4 Prozent deutlich mehr Rendite ab als in Österreich (4,4 Prozent). Deshalb habe die Buwog ein Auge auf den umfangreichen Conwert-Bestand in Deutschland (25.000 Wohnungen) geworfen. An einer Übernahme des gesamten Unternehmens sei die Buwog jedoch nicht interessiert, weil dieses zu viele Gewerbeimmobilien im Portfolio habe. Die Deutsche Wohnen AG hat jüngst ein milliardenschweres Übernahmeangebot für Conwert gelegt. (cr, DER STANDARD, 24.2.2015)