Großer Ärger in Moskau: In Russland wurde die von Moody's vorgenommene Herabstufung der Kreditwürdigkeit mit Unwillen aufgenommen. Moody's hatte die Bonitätsbewertung des Landes am Wochenende um eine Stufe auf Ba1 gesenkt. Damit gelten russische Anleihen als spekulativ. Moody's begründete den Schritt mit dem Ölpreisverfall, der anhaltenden Ukraine-Krise und dem schwachen Rubel. Dies werde 2015 zu einer tiefen Rezession führen, prognostizierte der US-Branchenriese. Vor Moody's hatte bereits die Ratingagentur Standard & Poor's Russland auf Ramschniveau gesetzt.

Die Abstufung habe "unangenehme Folgen" für Russland, kommentierte Andrej Susdalzew, Vizedekan der Fakultät für Weltwirtschaft und internationale Politik an der Moskauer "Higher School of Economics". "Wir wurden faktisch endgültig von Investitionen abgeschnitten", sagte er.

Russlands Finanzminister Anton Siluanow klagte, die Entscheidung habe "politischen Charakter". Aufgrund der jüngsten Erholung des Ölpreises habe es aktuell keinen Grund für eine weitere Abstufung gegeben, sagte er. Dabei musste die russische Regierung erst kürzlich selbst einen drastischen Preisanstieg einräumen, die Wachstumsprognosen senken und den Haushalt für das laufende Jahr kürzen.

Trotzdem reagierten die offiziellen Stellen mehrheitlich empört auf die schlechte Einschätzung: Der Leiter des Außenausschusses der Duma, Alexej Puschkow, twitterte: "Ich habe den Eindruck, die Moody's-Ratings werden entweder von Senator McCain oder von Joe Biden geschrieben. Das ist alles so politisch durchtränkt, dass man ihnen nicht trauen kann."

Auch andere GUS-Länder wie Ukraine, Weißrussland und Kasachstan kämpfen mit wirtschaftlichen Problemen und gegen den Staatsbankrott. Am Wochenende senkte die Zentralbank Aserbaidschans den Wechselkurs der Landeswährung Manat um ein Drittel, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. (André Ballin aus Moskau, DER STANDARD, 23.2.2015)