Die Weitwinkelaufnahme zeigt die Himmelsregion rund um den ungewöhnlichen Doppelstern V471 Tauri. Das neue Instrument SPHERE am Very Large Telescope der ESO sollte den Astronomen endlich Bilder von einem dort vermuteten Braunen Zwerg liefern - doch dieser scheint nicht zu existieren.

Foto: ESO/Digitized Sky Survey 2

Garching - Das Doppelsternsystem V471 Tauri besteht aus zwei einander eng umkreisenden stellaren Partnern und einem sogenannten Braunen Zwerg. Den Braunen Zwerg konnte man bisher zwar nicht direkt beobachten, doch das Verhalten des Sternenpaares ließ eigentlich keinen anderen Schluss zu: das Objekt muss Bestandteil dieses Systems sein. Nun endlich steht den Astronomen mit dem neue Instrument SPHERE am Very Large Telescope der ESO eine Technik zur Verfügung, die es ihnen erlaubt, einen wesentlich genaueren Blick auf V471 Tauri zu werfen. Doch zu ihrer Überraschung war von dem Braunen Zwerg weit und breit keine Spur zu entdecken.

Das Sternpaar V471 Tauri ist Teil des 163 Lichtjahre entfernten Sternhaufens der Hyaden im Sternbild Stier und etwa 600 Millionen Jahre alt. Beide Sterne liegen sehr dicht beieinander und umkreisen einander alle 12 Stunden. Zweimal pro Umrundung zieht ein Stern von der Erde aus gesehen an dem anderen vorüber — was zu regelmäßigen Änderungen in der Helligkeit des Sternpaares führt, da sie sich gegenseitig verdunkeln.

Das Team um den Astronomen Adam Hardy von der Universidad Valparaíso in Chile verwendete zunächst das ULTRACAM-System am New Technology Telescope der ESO, um diese Helligkeitsänderungen sehr präzise zu vermessen. Die Zeiten der Verfinsterungen wurden dabei mit einer Genauigkeit von unter zwei Sekunden bestimmt. Die Verdunklungszeiten waren zwar nicht gleichmäßig, konnten aber mit der Annahme gut erklärt werden, dass es einen Braunen Zwerg gibt, der beide Sterne umkreist und dessen Anziehungskraft die Umlaufbahn der Sterne stört. Sie fanden darüber hinaus Hinweise auf ein zweites kleineres Begleitobjekt.

Beobachtung stellt frühere Arbeiten in Frage

Bis heute ist es allerdings unmöglich gewesen, einen lichtschwachen Brauen Zwerg mit so geringem Abstand zu viel helleren Sternen tatsächlich abzubilden. Das neu installierte SPHERE-Instrument am Very Large Telescope der ESO erlaubte den Astronomen zum ersten Mal genauer an die Stelle zu schauen, an der sie Begleiter in Form einen Braunen Zwerges erwarteten. Gesehen haben sie allerdings nichts, obwohl die hochauflösenden Bilder von SPHERE ihn leicht hätten enttarnen sollen. "Es gibt viele Veröffentlichungen, in denen die Existenz solcher zirkumbinären Objekte angenommen wird, aber die Ergebnisse hier liefern einen vernichtenden Beweis gegen diese Hypothese", meint Adam Hardy.

Wenn es kein umlaufendes Objekt gibt, was verursacht dann aber die merkwürdigen Änderungen in der Umlaufbahn des Doppelsterns? Mehrere Ansätze wurden vorgeschlagen und während einige bereits ausgeschlossen werden konnten, wäre es möglich, dass dieser Effekt durch Veränderungen im Magnetfeld des größeren der beiden Sterne verursacht wird, ähnlich kleineren Veränderungen, die auch bei der Sonne beobachtet werden können. (red, derStandard.at, 20.2.2015)