US-Präsident Barack Obama war in dieser Sache so klar wie in wenigen anderen: Man befinde sich in keinem Krieg mit dem Islam, sagte er bei der großen Anti-Terror-Konferenz in Washington. Die Welt befinde sich vielmehr im Krieg mit einer blutrünstigen Ideologie, deren Vertreter "den Islam pervertiert" hätten.

Auch wenn das bei populistischen Hetzern in den Staaten und anderswo nicht besonders gut ankommt, die Unterscheidung Obamas ist essenziell. Denn sie stellt sicher, dass aus einem mörderischen Konflikt mit Terroristen kein Religionskrieg entsteht. Solche Kriege hat die Welt, Europa zumal, schon zu oft überdauern müssen und dabei festgestellt: Interessen sind verhandelbar, Glaubenssätze sind es nicht. Wann immer religiöse Motive einen Krieg befeuern, dann werden im Namen Gottes keine Gefangenen gemacht, keine Barbareien ausgelassen.

Alle jene, die nun einen Konflikt mit "dem Islam" heraufbeschwören wollen, tappen blind in die Falle der militanten Eiferer. Denn diese forcieren eine Retheologisierung der Politik, durch die es quasi notwendig wird, alle Andersdenkenden buchstäblich über die Klinge springen zu lassen. In Europa hat es den Dreißigjährigen Krieg und die Aufklärung gebraucht, um der Religion ihren Platz in der Gesellschaft zuzuweisen. Es sollte vor allem hier noch so viel Vernunft herrschen, dass sich die öffentliche Debatte nicht in den Status der Voraufklärung drängen lässt. (Christoph Prantner, DER STANDARD, 20.2.2015)