Christoph Leitl teilt gerne aus. Dem Kanzler empfahl er am Aschermittwoch eine "Unvermögenssteuer", der Arbeitsmarkt sei angesichts der Performance der Regierung "auf dem Weg zur Hölle". In vielen Punkten hat der Wirtschaftskammerpräsident durchaus recht: Von Reformeifer ist bei Rot und Schwarz wenig zu sehen, die Abgabenlast ist auf ein bedenkliches Niveau gestiegen.

Dennoch wäre Leitl nicht nur auf die Koalition angewiesen, wenn es um eine Entlastung seiner Unternehmer geht. Der Kammerapparat hat, obwohl gerne auf eingeleitete Reformen verwiesen wird, unverändert ein enormes Ausmaß. Von schlanken Strukturen kann man angesichts der noch immer bestehenden 857 Fachgruppen nicht sprechen.

Wie eine aktuelle Anfragebeantwortung von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, dem früheren Vizegeneralsekretär der WKO, zeigt, war die Verwaltung der Bundeswirtschafts- sowie der neun Landeskammern im Jahr 2013 um 44 Prozent teurer als zehn Jahre zuvor. Auch der Personalstand ist deutlich gestiegen. Die mit den Altpensionen verbundene Finanzbombe hat Leitl zwar von seinen Vorgängern geerbt; von Transparenz, zu der man die Politik gerne drängt, ist beim Umgang damit aber wenig zu sehen. Wenn es um aufgeblähte staatliche Strukturen geht, zitiert Leitl gerne einen alten Managerspruch, der da lautet: "Fünf Prozent können immer eingespart werden." Für die Wirtschaftskammer stimmt er auf alle Fälle. (Günther Oswald, DER STANDARD, 20.2.2015)