Die Staples-Schwestern haben zusammen mit Wilco-Chef Jeff Tweedy das letzte Album ihres Vaters Pops fertiggestellt.

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Auf dem Totenbett soll er seiner Tochter gesagt haben: "Don't lose this." Damit meinte er seine finalen Aufnahmen, die nun erschienen sind. Roebuck "Pops" Staples starb im Jahr 2000. Er war 85 und der Chef und Patriarch der Staples Singers. Seit den 1950ern zählte dieses singende Familienunternehmen zu den wesentlichen Säulen des Gospelzirkus.

Zudem wurde es in den 1960ern zu wesentlichen Zuträgern der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Dabei überschritten die Staples die Grenzen ins weltliche Fach, wobei es nie Zweifel über die Gospelwurzeln der Formation gab, als sie auf dem berühmten Label Stax Hits wie Respect Yourself oder I'll Take You There landete. Selbst nach dem Ende des Labels 1975 ging ihre Karriere ungebremst weiter, trotz emanzipatorisch wichtiger Soloalben einzelner Mitglieder wie Mavis Staples, die heute eine Grande Dame des Southern Soul ist und in den letzten Jahren herausragende Genreplatten mithilfe von Freunden wie Ry Cooder oder Jeff Tweedy (Chef von Wilco) veröffentlichte.

Jeff Tweedy war es, dem sie sich mit diesem letzten Erbteil ihres Vaters anvertraute. Vor seinem Tod hatte Pops ein halbfertiges Album eingespielt. Mavis ging mit dem Material zu Tweedy. Der hat es zusammen mit den Staples-Töchtern Mavis, Cleotha und Yvonne, seinem Sohn am Schlagzeug und sich selbst am Bass fertiggestellt. Das Ergebnis ist ein satt im Midtempo swingendes Soul- und Gospelalbum, das den brüchigen, aber immer noch mit Autorität ausgestatteten Gesang Pops' ins Zentrum rückt. Seine Töchter verbinden sich mit ihm via verinnerlichte Call-and-response-Kunst, Tweedy und sein Sohn ummanteln deren Messages mit atmosphärisch dichten, dabei luftigen Arrangements zu einem würdigen Nachlass. (flu, DER STANDARD, 20.2.2015)