Paris - Werbeplakate einer auf die Vermittlung außerehelicher Affären spezialisierten Online-Agentur haben in Frankreich für Ärger gesorgt - und sind daher im Großraum Paris aus zahlreichen Bussen entfernt worden. Der Seitensprung-Vermittler Gleeden.com prangerte deswegen eine "Zensur" an.
"Wir verstehen diese übertriebenen Reaktionen nicht", sagte Unternehmenssprecherin Solene Paillet am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. "Die Werbekampagne hatte eine sehr neutrale Botschaft und war überhaupt nicht schockierend."
Tatsächlich zeigt das fragliche Plakat lediglich einen angebissenen Apfel, zusammen mit dem Slogan "Die erste von Frauen erdachte Website für außereheliche Begegnungen". Ein angebissener Apfel gehört auch zum Firmenlogo von Gleeden. Nach Unternehmensangaben wurden die Werbeplakate von der Rückseite von Bussen unter anderem in den Städten Poissy, Rambouillet, Saint-Germain, Versailles und Sèvres im Großraum Paris entfernt.
500 Beschwerden in einer Woche
Der Busbetreiber Keolis bestätigte AFP, die Plakate aus den Nahverkehrsbussen in Versailles entfernt zu haben, "um auf die Erwartungen der Reisenden einzugehen". In nur einer Woche habe es 500 Beschwerden gegeben - normal seien etwa 900 in einem ganzen Jahr. Die Gemeindeverwaltung von Versailles erklärte, die Werbung habe "einem Teil der Bevölkerung gewisse Probleme bereitet, insbesondere praktizierenden Katholiken, die sehr stark familiären Werten verbunden sind".
In Rambouillet schritt der konservative Bürgermeister Marc Robert höchstpersönlich zur Tat und forderte in einem Brief an das Verkehrsunternehmen Transdev, die Plakate zu entfernen. Die Werbung sei eine eindeutige Aufforderung, gegen das Bürgerliche Gesetzbuch zu verstoßen, denn dort heiße es: "Die Eheleute schulden sich gegenseitig Respekt, Treue, Hilfe und Unterstützung."
Als "Schritt zurück", kritisierte Gleeden-Sprecherin Paillet das Entfernen der Werbeplakate. Untreue sei schon seit 1975 in Frankreich kein Straftatbestand mehr. Gleeden.com hat nach eigenen Angaben 2,3 Millionen Mitglieder, davon mehr als eine Million in Frankreich. (APA, AFP, 19.2.2015)