Für den Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Budapest gab es keinen greifbaren Grund - abgesehen davon, dass sich der Kremlherr mit Nachdruck selbst eingeladen haben soll. Inmitten des ohne ihn undenkbaren Ukraine-Krieges konnte er der Welt demonstrieren: Hier stehe ich, mit meinem Freund Viktor Orbán, in der Hauptstadt eines EU- und Nato-Landes.

Am Tag, als das ostukrainische Debalzewe weitgehend an prorussische Separatisten fiel, war es ein Einzug mit Kranzniederlegungen an sowjetischen Heldenfriedhöfen, mit Scharfschützen auf Hausdächern, mit zugeschweißten Kanaldeckeln. 1991 hatten die Sowjettruppen Ungarn in Demut verlassen. 2015 kehrte Putin, der ehemalige Agent in der DDR-Stadt Dresden, im Triumph zurück.

Sein Gastgeber, der ungarische Ministerpräsident, assistierte ihm dabei bereitwillig. Er führte ihn persönlich durch das neoklassizistische Budapester Parlamentsgebäude. "Wie der Gutsverwalter seinen Gutsherrn", schrieb ein ungarischer Kommentator.

Orbáns Motive für die schlechte Posse sind da schon weniger leicht durchschaubar. Vor 25 Jahren war der junge Orbán einer der Hauptakteure der demokratischen Wende. Doch der heutige Rechtspopulist hat schon längst die Wende der Wende exekutiert. Die Demokratie baut er ab, stattdessen errichtet er illiberale und oligarchische Strukturen, ähnlich Russland. Deshalb wählt Orbán Putin. (Gregor Mayer, DER STANDARD, 19.2.2015)