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"Ups, das hätte nicht passieren sollen": Die Probleme beim Hochladen der vorwissenschaftlichen Arbeiten hätte man auch nervenschonender lösen können, meint AHS-Direktorensprecher Wilhelm Zillner.

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Wilhelm Zillner leitet das Gymnasium Kirchdorf in Oberösterreich und ist Sprecher der AHS-Direktorinnen und -Direktoren Österreichs.

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Wien - Ein bisschen wundert sich Wilhelm Zillner über die Aufregung, die erneut um die Zentralmatura ausgebrochen ist. Dabei muss er selbst im kommenden Sommer zu ebendieser Zentralmatura antreten. Aber er fürchtet sich "überhaupt nicht" davor. Das liegt vielleicht auch daran, dass er in der Rolle des Direktors des BRG/BORG Kirchdorf in Oberösterreich zur neuen Reifeprüfung antreten muss. Aber auch als solcher versteht er den Maturawirbel trotz diverser Pannen nicht: "An der grundsätzlichen Zustimmung zur neuen Matura hat das nichts geändert", sagt der Sprecher der 320 AHS-Direktorinnen und -Direktoren Österreichs im STANDARD-Gespräch. "Im Zuge der individuellen Entwicklung der Schule ist das der richtige Weg."

Kein Stoff für Dramen

Den jüngsten Anlass, die Probleme beim Hochladen der vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) der Maturanten, akzeptiert Zillner nicht als Stoff für schulpolitische Dramen: "Das war so eine 'Panne', bei der im Grunde wieder einmal gar nichts passiert ist." Keinem Schüler seien dadurch Nachteile erwachsen: "Kein einziger Direktor würde wegen einer nicht oder zu spät hochgeladenen VWA wegen Problemen in der Datenbank diese Arbeit nicht akzeptieren."

E-Mail als "untaugliche Ausweichvariante"

Das Bildungsministerium hat zugesichert, dass ein zweifacher Ausdruck und eine "elektronische Version per E-Mail oder auf USB-Stick ganz normal bewertet" werden. E-Mail verbucht Zillner dabei aber unter "unprofessionell" und "untaugliche Ausweichvariante". Denn es seien ja die großen Datenmengen über 30 GB, die wieder schnell E-Mail-Fächer sprengen.

"Schlechtes Krisenhandling" im Ministerium

Was Zillner wirklich nervt, ist das "schlechte Krisenhandling" im Ministerium. "Die Begleitumstände sind schön langsam wirklich unerquicklich." Er meint vor allem die "schlechte Kommunikation via Medien und Facebook" von Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), die so auch zu einer unnötigen Überhöhung der Probleme beitrage: "Es ist ja früher auch was passiert bei der Matura, nur hat das halt niemanden gekümmert, weil es am jeweiligen Schulstandort passiert ist."

In Zeiten einer Zentralmatura aber sei es unumgänglich, dass bei Zwischenfällen auch vom Ministerium entsprechend informiert werde, fordert der AHS-Direktorensprecher: "Alle Schulen haben E-Mail. Das Ministerium hätte nur schreiben müssen: Es gibt Probleme mit der Datenbank, bitte Hausverstand einschalten - und dann ist das ein Nullthema." Die Schulleiter hätten ihre Schüler und Lehrer direkt und unmittelbar informiert, "und nichts wäre groß passiert."

"Programmieren könnten sie langsam lernen"

Kein Mensch hätte die technischen Datenbankprobleme den Schülern angelastet, sagt Zillner: "Man könnte doch auch vernünftig miteinander reden. Stattdessen hatte man eine weitere Panne und Medienwirbel. Weiter nichts. Gut, programmieren könnten sie schön langsam lernen, aber sonst ist nichts passiert - und fertig."

Denn die von einer Linzer Firma programmierte VWA-Datenbank sei "nach wie vor nicht in Ordnung", kritisiert der AHS-Direktor. So sei am Freitag bei ihm an der Schule etwa eine VWA im falschen Jahr angezeigt worden.

Ministerin Heinisch-Hosek liefere durch solche Aktionen vor allem jenen, "die sich diebisch über jeden Zwischenfall freuen", immer neuen Stoff, der Unruhe in die Schulen bringe, kritisiert Zillner.

Selbstgemachte Fünfer

Das gleiche Dramatisierungsmuster habe man schon bei der Modellschularbeit für die neue Matura gehabt: "Da war auch nichts." Die 28 Prozent Fünfer im Österreich-Schnitt regen den erfahrenen AHS-Direktor nämlich nicht auf: "Dass in einer Klasse ein Viertel Fünfer sind, haben wir früher auch immer wieder gehabt. Hat da jemand aufgeschrien? Viel Lärm um nichts", findet er: "Das kann ja wohl nicht an der Ministerin liegen, wenn ein Viertel Fünfer geschrieben werden. Die haben vielleicht einfach nicht so zielgerichtet wie nötig gearbeitet. Ich frage mich, ob es in diesem Land einen Maturanten gibt, der nicht solche oder schlechtere Schularbeitenergebnisse erlebt hat - und das war keine Schlagzeile in den Medien. Da wird aus einer Mücke ein Elefant gemacht."

Mit Augenmaß prüfen

Von "Notfallaktionen" wie der von Mathematikdidaktiker Werner Peschek im Standard vorgeschlagenen zeitlich begrenzten transparenten Herabsetzung der Lösungsquoten in Klassen mit besonders hohen Fünferquoten, so dass es dort maximal ein Viertel Fünfer gibt, hält Zillner "selbstverständlich überhaupt nichts. Man schafft keine Gerechtigkeit durch willkürliche Ungerechtigkeit in der Beurteilung." Es gebe ohnehin die Möglichkeit der Kompensationsprüfung, da müsse man eben "mit Augenmaß" prüfen - oder, so wie früher, Einzelne zur Wiederholung im Herbst bitten.

Hilfe durch Bifie funktioniert

Das Bildungsforschungsinstitut Bifie nimmt Zillner im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Schulen auf die Zentralmatura übrigens in Schutz: "Wenn ich am Bifie Auskunft will, krieg ich sie. Die Hotline funktioniert."

Schüler, wir kriegen das hin

Wichtiger als seine eigene Furchtlosigkeit vor der Zentralmatura ist Zillner allerdings, dass die Schüler angstfrei zur neuen Matura antreten: "Meine vordringlichste Aufgabe und mein Hauptziel ist, den Schülern Mut zuzusprechen und sie zu motivieren. Momentan werden sie von allen Seiten verunsichert. Das haben sie nicht verdient. Aber: Wir kriegen das hin." (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 18.2.2015)