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Der Präsident besuchte den geschändeten Friedhof in Sarre-Union.

Foto: REUTERS/Vincent Kessler

Paris - Nach der Schändung hunderter jüdischer Gräber in Frankreich hat Präsident François Hollande den Juden des Landes umfassenden Schutz zugesichert. Durch eine solche Attacke werde die gesamte Republik mit ihren Werten und Prinzipien ins Visier genommen, sagte Hollande am Dienstag bei einem Besuch des jüdischen Friedhofs im ostfranzösischen Sarre-Union.

"Gräber schänden bedeutet, alle Religionen zu beleidigen und die Republik zu beschmutzen", sagte der Staatschef vor zahlreichen jüdischen Vertretern und Politikern.

Bei der schlimmsten Schändung eines jüdischen Friedhofs seit fast 25 Jahren in Frankreich waren vor einigen Tagen rund 250 der 400 Gräber in Sarre-Union verwüstet worden. Fünf Minderjährige wurden festgenommen und am Dienstag weiter in Polizeigewahrsam verhört. Sie hatten laut Ermittlern versichert, keine Antisemiten zu sein und geglaubt zu haben, dass der Friedhof nicht mehr genutzt werde.

Juden sollten nicht auswandern

Hollande hob hervor, die Justiz werde herausfinden, was auf "Unüberlegtheit", was auf "Ignoranz" oder auf "Intoleranz" zurückzuführen sei. Er verwies aber zugleich auf die "Verbissenheit", mit der die Schändung vonstatten gegangen sei. Zugleich versicherte er, dass jeder, der antisemitische oder rassistische Taten begehe, "unermüdlich verfolgt, festgenommen und verurteilt" werde. Hollande rief die Juden Frankreichs erneut auch dazu auf, im Land zu bleiben und nicht nach Israel auszuwandern.

In Sarre-Union demonstrierten am Dienstag indes 200 Schüler aus Protest gegen die Schändung. "Nur weil fünf Idioten das gemacht haben, sind wir nicht alle so", hob die 17-jährige Charlotte hervor. Mehrere Schüler und ein Lehrer, die die Täter kennen, zeigten sich sehr überrascht von deren Vorgehen. Sie seien "eher ruhig" und "unauffällig" gewesen.

In den vergangenen Jahren haben judenfeindliche Angriffe in Frankreich deutlich zugenommen, 2014 wurden gar doppelt so viele antisemitische Straftaten wie im Vorjahr registriert. Viele französische Juden wollen nicht zuletzt deshalb nach Israel auswandern. (APA, 17.2.2015)