Wien - Ein Ritter ohne Schwert. Ein Cowboy ohne Pistole. Darth Vader ohne Lichtschwert. In zahlreichen Kindergärten werden am heutigen Faschingsdienstag Spielzeugwaffen verboten. Für Eltern eine oft unverständliche Anweisung. Entwicklungspsychologin Pia Deimann von der Uni Wien findet das Spielzeugwaffen-Verbot nachvollziehbar: "Ich sehe hier den pragmatischen Aspekt. Es ist ja logisch: Wenn ein Kind eine Spielzeugwaffe in die Hand nimmt – und sei es nur ein Pappsäbel –, dann mag es diesen auch verwenden. In einem Kindergarten ist die Sicherheit bei vielen spielenden Kindern mit Spielzeugwaffen einfach nicht mehr gewährleistet."
Vom Verbot bis zur Präsentation auf dem Laufsteg
Ein einheitliches Verbot von Spielzeugwaffen in Österreichs Kindergärten gibt es nicht. Während in den städtischen Kindergärten Wiens die Mitnahme von Spielzeugwaffen strikt verboten ist, sind die privaten "Kiwi"-Kindergärten toleranter. Laut Geschäftsführerin Monika Riha dürfen die Kinder ihr Kostüm auch mit Spielzeugwaffen auf einem "Laufsteg" präsentieren, beim Spielen werden die Kinder aber gebeten, ihre "Waffen" abzugeben.
Ähnlich handhaben das auch die Wiener Kinderfreunde. "Wir ersuchen die Eltern, den Kindern keine Spielzeugwaffen zu den Faschingskostümen mitzugeben. Falls ein Kind mit einer zum Kostüm passenden Spielzeugwaffe kommt, darf es sein Kostüm in der vollen Ausstattung in der Gruppe präsentieren, dann ersuchen wir es, die Spielzeugwaffe zurück in die Garderobe zu legen, damit beim Faschingstreiben kein Kind verletzt wird", erklärt Michaela Müller-Wenzel, Sprecherin der Kinderfreunde.
Kampagnen der Kinderfreunde
Die Kinderfreunde würden sich seit den 1920er-Jahren massiv gegen jede Art von Kriegsspielzeug und spielerischer Gewaltverherrlichung einsetzen. Sowohl nach dem Ersten Weltkrieg – bis zum Verbot der Kinderfreunde 1934 – als auch nach dem Zweiten Weltkrieg bis weit in die Zeit des Kalten Krieges gab es Kinderfreunde-Kampagnen gegen Kriegsspielzeug, gegen die ersten kriegerische Actionfiguren und gegen jede Art von "Spielzeugwaffen" wie Softguns, erklärt Müller-Wenzel weiter.
Eine Verallgemeinerung, dass Spielzeugwaffen die Gewaltbereitschaft von Kindern automatisch steigern, ist für die Psychologin Deimann nicht zulässig. "Natürlich gibt es Kinder, die dafür empfänglicher sind als andere." Das sei aber nicht nur bei Kindern so. (haus, derStandard.at, 17.02.2015)