Weniger Spitalsaufenthalte und dadurch weniger Kosten für das Gesundheitssystem und bessere Lebensqualität für Patienten: In einem Pilotprojekt im Zuge der Gesundheitsreform sollen Wiener mit Herzinsuffizienz ambulant zuhause betreut und dadurch die Spitäler entlastet werden. Gelingt der Versuch, wird das Modell auf die gesamte Bundeshauptstadt ausgeweitet.
Höhere Lebensqualität
Das Projekt mit dem offiziellen Titel "Integrierte Versorgung bei chronischer Herzschwäche", soll noch heuer auf den Weg gebracht werden, so Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). 200 Patienten werden von 40 eigens geschulten Krankenpflegern des Fonds Soziales Wien in den eigenen vier Wänden versorgt und neun Monate lang etwa bei der Medikamenteneinnahme kontrolliert und beraten. Denn gerade bei der Compliance, also der regelmäßigen und unverändert dosierten Medikamenteneinnahme, hapere es bei Herzinsuffizienz häufig noch.
Aus weiteren 200 Patienten wird eine Kontrollgruppe gebildet, die dieses Angebot nicht erhält - nach 30 Monaten werden die Spitalsaufenthalte beider Gruppen verglichen. "Dazu gibt es bereits internationale Vergleichszahlen. Wir rechnen mit einer Reduktion von bis zu 50 Prozent", meinte Johann Sipötz, Vorstand der Zweiten Medizinischen Abteilung des Hanusch-Krankenhauses. Die direkte Betreuung bedeute dann nicht nur reduzierte Kosten, sondern auch einen besseren Krankheitsverlauf und eine höhere Lebensqualität der Patienten.
Starker Anstieg
Das Pilotprojekt, das in Kooperation mit der Wiener Gebietskrankenkasse durchgeführt wird, kostet 600.000 Euro, die aus den Strukturmitteln für die Gesundheitsreform der Stadt Wien sowie der Sozialversicherungsträger finanziert werden. Vier Spitäler nehmen teil: das Donauspital, das Krankenhaus Hietzing, das Hanusch-Krankenhaus sowie das Kaiser-Franz-Josef-Spital. Die Evaluierung soll im März 2017 abgeschlossen sein. "Dann gibt es die Möglichkeit, das Modell zur Gänze ins System auszurollen", sagte Wehsely.
In Wien leiden derzeit knapp 32.000 Menschen an Herzinsuffizienz, einer chronische Herzschwäche. Vor allem bei den Über-70-Jährigen verzeichnet man den in vergangenen Jahren einen starken Anstieg. Rund 8.000 dieser Patienten fallen laut Sipötz in die fortgeschrittenen Stadien 3 und 4, die von der ambulanten Betreuung besondern profitieren könnten. (APA, derStandard.at, 16.2.2015)