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Jährlich werden weltweit fast 1,6 Millionen Lungenkrebs-Diagnosen gestellt. 85 Prozent der Betroffenen sterben daran.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Nur Nichtrauchen oder möglichst sofortiger Rauchstopp schützt vor dem tödlichen Lungenkarzinom. "Jährlich werden weltweit fast 1,6 Millionen Lungenkrebs-Diagnosen gestellt. 85 Prozent der Betroffenen sterben letztlich an dieser Erkrankung", sagte der Wiener Onkologe Robert Pirker (MedUni Wien/AKH) beim dritten Workshop der Zentraleuropäischen Initiative gegen Lungenkrebs am Freitag in Wien.

"Massenvernichtungswaffe" Rauchen

Lungenkarzinomspezialist Pirker sieht die größten Chancen im Kampf gegen den Lungenkrebs und gegen Tabak-assoziierte Erkrankungen in einer breit angelegten Strategie: "Wir brauchen natürlich eine adäquate Betreuung der Betroffenen, wir brauchen eine genaue Diagnose. In Zukunft werden auch Programme zur Früherkennung des Lungenkarzinoms eine bedeutende Rolle spielen." Aber genauso brauche es eine Anhebung der Zigarettenpreise, Rauchverbote, Werbeverbote für Tabak, Gesundheitswarnungen und Informationskampagnen, so der Experte. "Rauchen ist eine 'Massenvernichtungswaffe'."

Würden solche Aktivitäten nicht weltweit erfolgen, würden sich die Opferzahlen noch weiter erhöhen, so der Onkologe: "In diesem Jahrhundert werden dann 500 Millionen Menschen an Tabak-assoziierten Erkrankungen sterben." Er betont, dass 30 Prozent aller Krebsfälle durch Tabakkonsum bedingt sind. In Österreich wird die Diagnose Lungenkarzinom jährlich rund 4.000 Mal gestellt – nur 15 Prozent der Patienten können geheilt werden.

Gegenmaßnahmen nötig

Zigarettenpreiserhöhungen über der Inflationsrate, Rauchverbote an allen öffentlichen Orten inklusive der Gastronomie und das Verbot, Tabakprodukte an unter 18-Jährige zu verkaufen, werden als wichtigste Gegenmaßnahmen gesehen. Pirker zeigte Zahlen, wonach um 1950 in Großbritannien rund 60 Prozent der Männer rauchten. Dieser Anteil ist mittlerweile auf etwa 25 Prozent gesunken.

Eine andere Statistik, so der Experte: "Frauen, die rauchen, haben insgesamt eine dreifach höhere Sterblichkeit als Nichtraucherinnen." Hören sie zumindest mit 50 Jahren zu rauchen auf, sinkt die Mortalität (alle Sterbeursachen) noch immer auf etwa das Eineinhalbfache von Nichtrauchenden.

Der ungarische Experte Gabor Kovacs warnte vor den globalen Konsequenzen durch den Tabakkonsum: "Rund eine Milliarde Männer und 300 Millionen Frauen rauchen weltweit. Im vergangenen Jahrhundert gab es dadurch rund hundert Millionen Todesfälle. In diesem Jahrhundert können es 500 bis 800 Millionen sein."

Eindeutiger Zusammenhang

Überall dort, wo es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu einem Zurückdrängen des Tabakkonsums gekommen ist – nicht so in Österreich, wo derzeit zumindest ein Drittel der Bevölkerung zum Glimmstängel greift, gar 53 Prozent der 15- bis 19-Jährigen -, gehen auch die Lungenkrebsraten zurück.

Der polnische Experte Jacek Jassem verwies darauf, dass sich in seinem Heimatland seit Mitte der 1980er-Jahre die Lungenkrebsmortalität bei den Männern in etwa halbiert habe. Die Entwicklung folge einer Verringerung des Zigarettenkonsums jeweils mit einigen Jahren Abstand. Die Entwicklung des Anteils der Raucher an der Bevölkerung und die Lungenkarzinomsterblichkeit haben auch in den USA und in Großbritannien ähnliche Kurven gezeigt.

Manche Länder haben hier deutliche Erfolge zu verzeichnen gehabt. "In den EU27-Ländern im Jahr 2009 lag die Raucherquote bei 29 Prozent. Im Jahr 2012 betrug sie 28 Prozent. In Ungarn ging der Raucheranteil hingegen von 38 auf 32 Prozent zurück", so Kovacs. Dort wurde das Rauchen in allen öffentlichen Räumlichkeiten (auch Gastronomie mit wenigen Ausnahmen) verboten, die Zahl der Verkaufsstellen für Tabakprodukte wurde von 40.000 auf 5.000 reduziert. An unter 18-Jährige dürfen keine Zigaretten verkauft werden. (APA, derStandard.at, 16.2.2015)