Polizisten am geschändeten jüdischen Friedhof nahe Straßburg.

Paris – Nach den Grabschändungen auf einem jüdischen Friedhof im Osten Frankreichs hat der französische Regierungschef Manuel Valls an die jüdischen Bürger appelliert, im Land zu bleiben. "Unsere Botschaft an die französischen Juden lautet: Frankreich ist verletzt wie Sie, und Frankreich möchte nicht, dass Sie gehen", sagte Valls am Montag dem Rundfunksender RTL.

Valls äußerte Bedauern über den Aufruf des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu an die europäischen Juden, nach Israel zu emigrieren. "Die französischen Juden gehören nach Frankreich", sagte er.

Netanjahu hatte am Sonntag Europas Juden angesichts der jüngsten antisemistischen Straftaten eingeladen, nach Israel auszuwandern. Er reagierte damit auf die Anschläge auf ein Kulturzentrum und die Synagoge in Kopenhagen, bei denen zwei Menschen starben. In Sarre-Union im Osten Frankreichs wurden am Sonntag mehrere hundert jüdische Gräber geschändet. In den vergangenen Jahren haben judenfeindliche Angriffe in Frankreich deutlich zugenommen, im Jahr 2014 wurden gar doppelt so viele antisemitische Straftaten wie im Vorjahr registriert.

Jugendliche festgenommen

Der Vandalenakt ist offenbar die Tat einer Gruppe Jugendlicher. Fünf Verdächtige im Alter zwischen 15 und 17 Jahren seien in Polizeigewahrsam genommen worden, sagte Staatsanwalt Philippe Vannier am Montag im ostfranzösischen Saverne.

Die Jugendlichen stammten aus der Region, seien nicht vorbestraft und bisher nicht wegen einer ideologischen Einstellung bekannt gewesen, sagte der Staatsanwalt weiter. Demnach stellte sich einer der Jugendlichen am Montag der Polizei, räumte eine Tatbeteiligung ein und nannte die Namen der anderen Jugendlichen. (APA, 15.2.2015)