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Benjamin Netanjahu am Weg zum wöchentlichen Kabinettsmeeting.

Foto: AP Photo/Abir Sultan

Auf die Ähnlichkeit der Terrorangriffe am Wochenende in Kopenhagen mit jenen im Jänner in Paris verwiesen die ersten Berichte in Israel – es sehe wie ein System aus, dass zuerst eine islamkritische Versammlung und kurz danach eine jüdische Einrichtung attackiert wurde.

Ähnlich wie im vorigen Monat fielen auch die politischen Reaktionen in Israel aus. "Die Juden haben natürlich ein Recht auf Schutz in jedem einzelnen Land", erklärte Premier Benjamin Netanjahu am Sonntag in Jerusalem vor Beginn des regulären Ministerrats, "aber wir sagen den Juden, unseren Brüdern und Schwestern: Israel ist euer Heim."

"Wieder wurden auf dem Boden Europas Juden ermordet, nur weil sie Juden waren", sagte der israelische Regierungschef und prophezeite, "dass diese Anschlagswelle und insbesondere auch die mörderischen antisemitischen Angriffe weitergehen werden".

Bennett: "Israel wird den Juden an jedem Ort helfen"

Ähnlich klangen die Kommentare von Netanjahus rechtsgerichteten Koalitionspartnern: Der interimistisch auch für Diaspora-Angelegenheiten zuständige Wirtschaftsminister Naftali Bennett berichtete nach Kontakten mit der jüdischen Gemeinde in Kopenhagen, diese sei "sehr besorgt wegen der Sicherheitslage – Israel wird den Juden an jedem Ort helfen, sich zu schützen, und Israel steht allen Juden der Welt offen, in jeder Lage, immer".

Außenminister Avigdor Lieberman sah bestätigt, "was wir seit Jahren sagen: dass Israel und die Juden von diesem Terrorismus als Erste betroffen sind". Deshalb verlangte er von der internationalen Gemeinschaft "mehr als Erklärungen und Demonstrationen", nämlich "einen umfassenden Krieg gegen den islamistischen Terror und seine Wurzeln".

Von den Angriffen auf Juden in Europa gibt es immer wieder Verbindungen und Auswirkungen in Richtung Israel: So war der bei der Synagoge in Kopenhagen erschossene Wächter Dan Uzan der Sohn eines Israelis, wie der frühere dänische Oberrabbiner Bent Lexner israelischen Medien bestätigte. Die vier jüdischen Männer, die am 9. Jänner in einem koscheren Supermarkt in Paris erschossen worden waren, wurden mittlerweile in Jerusalem begraben.

Anstieg der französischen Einwanderer nach Israel

Schon 2013 und 2014 hatte sich die Zahl der nach Israel eingewanderten französischen Juden jeweils im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Laut Premier Netanjahu stellt sich Israel jetzt auf eine "Masseneinwanderung aus Europa" ein.

Israel bietet jüdischen Einwanderern seit jeher Unterstützungspakete an, und gerade am gestrigen Sonntag wurde dem Kabinett ein mit umgerechnet 40 Millionen Euro budgetierter Notstandsplan zur Förderung der Einwanderung aus Frankreich, Belgien und der Ukraine vorgelegt.

So soll es mehr Sozialleistungen und Sprachkurse geben, und auf dem Flughafen sollen die zuständigen Beamtenteams verstärkt werden. Familien aus dem ukrainischen Kriegsgebiet bekommen eine zusätzliche finanzielle Starthilfe für ihr neues Leben in Israel. (Ben Segenreich aus Tel Aviv, DER STANDARD, 16.2.2015)