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Eine große Tochter Österreichs.

Foto: AP/Trovati

Beaver Creek / Wien – Eher amüsiert als verwundert hatte Anna Fenninger nach ihrem Auftaktsieg im Super-G am Mittwoch vor einer Woche auf die Tatsache reagiert, dass während der so genannten Flower ceremony, der provisorischen Siegerehrung noch an der Rennstrecke, der Colorado Children Choir Österreichs Bundeshymne nach alter Version, also ohne Töchter-Erwähnung vorgetragen hatte. "Mir ist aufgefallen, dass die Töchter vergessen worden sind", sagte die Salzburgerin auf Nachfrage. "Ich fand’s aber sehr cool, dass der Kinderchor die Hymne auf Deutsch gesungen hat. Das war schön."

Möglicherweise unschön bis skandalös ist der Grund, warum die Kinder an diesem, aber auch am Tag darauf, als es Super-G-Sieger Hannes Reichelt zu ehren galt, die Zeile "Heimat bist du großer Söhne" anstatt der im Nationalrat am 7. Dezember 2011 beschlossenen Version "Heimat großer Töchter und Söhne" dargebacht haben. Eva Glawischnig, die Parteichefin der Grünen, konfrontiert in einem offenen Brief Peter Schröcksnadel mit dem Rechercheergebnis "eines aufmerksamen, nachfragenden Bürgers".

"Not use the new version"

Das WM-Organisationskomitee habe Folgendes mitgeteilt: "We are aware of this change, but our official Austrian Ski Federation representative has given us an official word to not use the new version." Glawischnig: "Den Veranstaltern war bewusst, dass es eine neue Hymne gibt, sie wurden aber vom offiziellen Vertreter des Österreichischen Skiverbands angewiesen, nicht die neue – im Nationalrat per Bundesgesetz beschlossene – Version zu verwenden." Glawischnig schließt mit Fragen: "Sehr geehrter Herr Präsident, muss der Österreichische Skiverband, 115 Jahre nachdem Frauen erstmals bei Olympischen Spielen teilnehmen durften, wirklich noch beim amerikanischen Organisationskomitee der Ski-WM intervenieren, damit eine töchterlose Hymne gesungen wird? Haben Sie denn keine anderen Probleme?" (red, DER STANDARD, 14.2.2015)