Was pflegende Angehörige alles dürfen, erklären die Grünen in Tirol und Vorarlberg.

Screenshot: derStandard.at

Bregenz – Die grünen Frauenlandesrätinnen von Tirol und Vorarlberg, Christine Baur und Katharina Wiesflecker, haben kürzlich ihr erstes gemeinsames Produkt präsentiert: ein Leichtprodukt mit dem Leitsatz "Du darfst". Das Bilderbüchlein für pflegende Angehörige trägt den Titel "Wert-Schätze. Pflege-Schätze". Die Broschüre könnte aus dem Nachlass der politischen Vorgängerinnen stammen.

Auf dem Cover ein Bienchen, das fleißig Blütenstaub sammelt, im Inneren der Broschüre weitere Blumen- und Landschaftsbilder. Zu jedem Bild eine Ermunterung oder, in der Diktion der seelsorgenden Landesrätinnen: "zehn Wertschätze zur Selbstsorge".

Jeder dieser "Wertschätze" beginnt mit "Du darfst". Beispielsweise: "Du darfst dich wichtig nehmen und dir Gutes tun." Der Rat der Regierungsfrauen: "Verwöhnen Sie sich mit einem Bad, mit einem kleinen Geschenk, einem Theater- oder Kinobesuch."

Frauen dürfen dürfen

Oder Wertschatz 6: "Du darfst für deine Gesundheit sorgen. (...) Eventuell kann Ihnen eine Kur gut tun. Für pflegende Angehörige gibt es spezielle Erholungsaufenthalte bei einigen Krankenkassen. Während dieser Zeit können Angehörige über die Kurzzeitpflege untergebracht werden." Da möchte man den Politikerinnen gern zurückschreiben: "Ihr sollt dafür sorgen, dass alle Kassen diese Erholung finanzieren. Und vor allem: Ihr sollt ausreichende und leistbare Plätze für Kurzzeit- und Übergangspflege schaffen. Gleich, nicht erst übermorgen. Ihr dürft das."

Wertschatz 7 ist auch ein schöner: "Du darfst negative und positive Gefühle haben."
Wenn Pflege und Betreuung zur Belastung werden, "schnüren Sie den persönlichen Notfallkoffer". Wenn man den dann schnappt, sollte man vorher aber schon geklärt haben, wer kurzfristig einspringen kann.

Wertschatz 10 könnte für Verwirrung sorgen: "Du darfst den Erwartungen nicht entsprechen." Vielleicht sollt es eher "musst" heißen? Wie auch immer, die Politikerinnen raten zum Neinsagen, wenn das Wohlbefinden aller Beteiligten nicht mehr gegeben ist. Denn: "Die Pflege zu Hause ist nicht immer die beste Lösung."

Zum Schluss gibt's im Wertschätzungsbüchel auch Links und Nummern von Beratungsstellen. Da kommt dann Wertschatz 4 zur Anwendung: "Du darfst mitteilen, wie es dir wirklich geht."

Ergänzender elfter Satz: Du darfst dich über grüne Frauenpolitik wundern. (Jutta Berger, derStandard.at, 18.2.2015)