Wien - Eine Broschüre des Frauenministeriums über Gewalt erregt die FPÖ: Darin heißt es, dass "die Durchführung der Steinigung (...) eindeutig Nachteile für Frauen" aufweise. FP-Generalsekretär Herbert Kickl wirft der SPÖ nun vor, "gendergerechte Steinigungen" forcieren zu wollen, wie die "Kronen Zeitung" berichtete. "Völlig aus dem Kontext", meint das Ressort.

Im Abschnitt über Steinigungen in der Broschüre "Tradition und Gewalt an Frauen" wird festgehalten, dass in manchen Kulturen speziell Frauen zur Steinigung verurteilt würden, wobei die Genderungerechtigkeit schon bei der Diskriminierung der Frauen in den Gesetzen beginne. "Schließlich weist auch die Durchführung der Steinigung selbst eindeutig Nachteile für Frauen auf, weil Männer nur bis zur Hüfte, Frauen hingegen bis zu den Schultern eingegraben werden", heißt es in dem von der Bundesministerin für Bildung und Frauen herausgegebenen Heft. "Dies ist bedeutend, weil im Falle des 'Sich-Befreiens' der (oder des) Verurteilten eine Begnadigung durchgesetzt werden kann. Dies ist bei Männern somit weitaus wahrscheinlicher."

"Gleichbehandlung" bei Steinigungen?

Nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Debatte in Zusammenhang mit dem Abdullah-Zentrum und den Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien erscheine eine offizielle Broschüre mit diesem Inhalt "besonders fragwürdig und lässt nur noch den Schluss völlig fehlender Sensibilität gegenüber der Todesstrafe zu", empört sich Kickl nun in einer parlamentarischen Anfrage. "Unfassbar" findet er, dass es in der Broschüre "offensichtlich nicht darum geht, die generell ablehnende Haltung Österreichs gegenüber Hinrichtungen klar zum Ausdruck zu bringen".

Kickl will nun wissen, ob Heinisch-Hosek tatsächlich hinter "der Intention dieser unfassbaren Aussagen" stehe, "dass Frauen bei Steinigungen auch nur mehr bis zur Hüfte eingegraben werden sollen, um so eine diesbezügliche Gleichbehandlung mit von Steinigungen betroffenen Männern herzustellen".

Im Frauenministerium ist man wiederum verärgert über Kickls Interpretation: Die Aussagen seien "völlig aus dem Kontext gerissen". Aus der Broschüre gehe klar hervor, dass Gewalt "in jeglicher Form" abzulehnen sei, sagt Heinisch-Hoseks Sprecherin unter Verweis auf das Vorwort der Ministerin: "Für die vielfältigen Ausformungen von Gewalt darf es keine Rechtfertigung geben. Die Sensibilisierung für das Thema und die Unterstützung betroffener und bedrohter Frauen sind mir daher besondere Anliegen." Die Broschüre zeige die Formen von Gewalt auf und wohin sich betroffene Frauen wenden können, es handle sich um einen Folder "für den Schutz der Frauen", so die Sprecherin. (APA, 12.2.2015)