Empörung über die Politik der anderen, nur nicht über die Missstände im eigenen Land, "starke" Auftritte, Drohungen bis zur persönlichen Verunglimpfung der deutschen Kanzlerin: Das gehört seit Ausbruch der griechischen Staatskrise wegen Bankrottgefahr im Mai 2010 zur Grundausstattung jeder neuen Regierung in Athen.

Das war so bei Pasok-Premierminister Giorgos Papandreou. Er hatte 2009 mit falschen Versprechungen einen fulminanten Wahlsieg errungen, indem er die Wähler über den wahren Zustand der Staatsfinanzen täuschte. Zigmilliarden Euro an Hilfsgeldern später war er weg.

Es war so bei seinem Nachfolger Evangelos Venizelos - legendär eine Ministerratssitzung in Luxemburg, bei der er mit Blanko-Milliardenforderungen Wolfgang Schäuble zur Weißglut trieb. Es war so beim konservativen Antonis Samaras. Der geißelte 2012 Troika und Eurohilfsprogramme, verweigerte die Kooperation zur Sanierung - er wollte Premier werden. Das wurde er auch, und mäßigte sich.

Nun scheint sich das Spiel mit einer links-/rechtspopulistischen Regierung unter Alexis Tsipras zu wiederholen. Seit Monaten übt er sich in Schimpfkanonaden gegen die Europartner, droht mit Verweigerung. Er wird das - wie seine Vorgänger - nicht lange durchhalten. Die Griechen brauchen dringend eine sozialere Politik, aber noch viel mehr die Totalreform eines kaputten Staates. Mit Drohung ist das nicht zu erreichen, sondern in Teamarbeit mit Euroland. (Thomas Mayer, DER STANDARD, 12.2.2015)