Eine mutmaßliche Tasche

Grafik: Tom-Schaffer-Illustrationswerke Wien

Man muss sich in Vail ja erst einmal umsehen. Die Fußgängerzone lädt ein, der beheizte Untergrund hält die Füße warm. Ein bisschen Zeit hat man auch mitgebracht. Der nächste Termin ist erst in einer Stunde. Lieber zu früh als zu spät dran sein - außerdem, so ganz genau weiß man noch nicht, wohin man muss. Bleibt also noch ein Weilchen, um durch den Ort zu schlendern. Das Österreich-Haus, das Schweizer Haus, das deutsche Haus, das Haus der US-Amerikaner, Luxushotels, Restaurants, Feinkostläden, Boutiquen, Galerien. Man schlendert hin, man schlendert her.

Das Dumme an dieser Variante der Ortserkundung ist: an der zentralen Solaris Plaza, wo die Siegerehrungen und die abendlichen Konzerte abgehalten werden, kann man kaum vorbei. Und also: Großveranstaltung, Amerika, Sicherheit - Taschenkontrolle. Hinschlendern: einmal. Zurückschlendern: zweimal. Zum Termin eilen: dreimal. Zurück vom Termin: viermal. Spätestens beim vierten Mal nervt's. Hab ich Ihnen doch vorhin schon gezeigt! Wieso Seitentasche öffnen? Musste ich vorhin auch nicht.

Das Gute an der Taschenkontrolle ist, sie geht dann doch, egal ob mit oder ohne Seitentascheöffnen, relativ schnell vonstatten. Und, spätestens bei Taschenkontrolle Nummer vier sollte die Tasche dann wirklich genau gecheckt sein. Das Schlechte an dem dann doch eher oberflächlichen Check: Vielleicht erfüllt die Taschenkontrolle den Zweck nicht ganz. Aber wenigstens ist Vail ausgiebig erkundet. Und die Füße sind schön warm geblieben. (Birgit Riezinger, DER STANDARD, 12.2.2015)