Zahlreiche europäische Gefängnisse bleiben überfüllt. Das geht aus dem Gefängnisbericht für das Jahr 2013 hervor, den der Europarat am Dienstag veröffentlichte. Von den 50 begutachteten Anstalten waren 21 überbelegt. Hierbei hat sich im Vergleich zu Jahr davor nichts geändert, obwohl sich die Gesamtzahl der europäischen Häftlinge zwischen September 2012 und September 2013 um 56.700 Personen verringerte (von 1.735.911 auf 1.679.217 Insassen).

Besonders überbelegt waren die Gefängnisse in Italien, Zypern, Ungarn und Belgien, wie der sogenannte SPACE-Report zeigt. Österreichs Gefängnisse sind mit 101,7 Prozent nur minimal überbelegt.

Markant ist für die österreichischen Gefängnisse hingegen der Anteil ausländischer Häftlinge. Mit 48,9 Prozent - mehr als drei Mal so viel wie der statistische Median - liegt man hier an der fünften Stelle (bei 47 Europarat-Mitgliedern).

Durchschnittlich sind die Gefangenen in Österreich 34 Jahre alt, was auch dem europäischen Schnitt entspricht. Was die Geschlechterverteilung betrifft, sind Europas Gefängnisse eindeutig eine Männerdomäne mit einem Anteil von 95,3 Prozent.

In Sachen Delikte spielen vor allem Drogen und Diebstahl die wichtigste Rolle. 18 bzw. 17 von 100 Häftlingen wurde aufgrund solcher Verbrechen zu einer Haftstrafe verurteilt. Es folgen Raub und Mord.

Gestiegen ist laut SPACE-Report die Todesrate in europäischen Gefängnissen. Auf 10.000 Gefangene kamen 28 Todesfälle - im Jahr 2010 waren es noch 25. Nach natürlichen Todesursachen war Suizid mit 23 Prozent die häufigste Todesursache. Den höchsten Anteil an Suiziden gab es in Luxemburg.

Im Schnitt werden täglich für einen europäischen Häftling 97 Euro ausgegeben - im Jahr 2007, vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise, waren es noch 99,1 Euro. Die 45 Gefängnisse, die die entsprechenden Daten übermittelten, gaben im Jahr 2012 mehr als 26 Milliarden Euro aus.

Kleines, amüsantes Detail zum Schluss: Im ökonomisch starken Deutschland ist - ausgenommen Liechtenstein und San Marino - der höchste Anteil an Wirtschafts- und Finanzverbrechern zu finden.

(Kim Son Hoang, Markus Hametner, derStandard.at, 11.2.2015)