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Grafik: apa

Wien – Unten, am Seiteneingang, wurde gebohrt und gehämmert am Dienstagvormittag, oben, im 14. Stock und Konferenztrakt, präsentierte der Chef der Raiffeisen Bank International (RBI), Karl Sevelda, die Umbaustrategie des Instituts. Sevelda musste in der Pressekonferenz zum vorläufigen Jahresergebnis 2014 den ersten Verlust in der Geschichte der Osteuropabank präsentieren (493 Millionen Euro, siehe Grafik) - und einen "Kurswechsel, eine strategische Anpassung, eine Zäsur". Im Vorjahr hatte es noch einen Gewinn von 557 Millionen Euro gegeben.

Hauptgrund für die Verluste: 1,7 Milliarden Euro an Wertberichtigungen und Vorsorgen für notleidende Kredite. Mehr als eine halbe Milliarde kosteten faule Kredite allein in der Ukraine.

Kehrtwende

De facto machen die RBI-Banker, die lange Zeit in jeder Jahrespressekonferenz bekanntgaben, man habe "an jedem Wochentag eine Filiale in Südosteuropa eröffnet", eine Kehrtwende. Die RBI trennt sich vom Auslandsgeschäft, will ihre Töchter in Polen und Slowenien verkaufen und das Geschäft in den USA und Asien stark zurückfahren.

In Russland wird das Geschäft bis 2017 um 20 Prozent geschrumpft, in der Ukraine um 30 Prozent. Auch in Ungarn, wo nach dem jüngsten Offensivdeal der Erste Group die Bankensteuern zurückgefahren werden ("Dafür sind wir Andreas Treichl fast dankbar, das hab' ich ihm schon gesagt", so Sevelda) wird restrukturiert. Allerdings habe man, anders als die Erste Group, nicht vor, den ungarischen Staat an der Bank zu beteiligen. Die Diät soll sich auch auf die Kostenbasis durchschlagen, die soll von drei auf 2,4 Milliarden Euro sinken. Vier Tage vor dem Valentinstag fand Sevelda einen blumigen Vergleich für die neue Strategie: "Manchmal muss man Blumen zurückschneiden, damit sie dann schöner blühen." Der Schnitt fällt heftig aus. Genau vor einem Jahr hat die RBI ihre Kapitalerhöhung um 2,8 Milliarden Euro platziert gehabt. Allein die Währungsabwertungen (Russland, Ukraine) haben an die 1,3 Milliarden Euro brutto aufgezehrt.

Was das Geschäft betrifft, hat die RBI gemäß vorläufiger Zahlen in 13 von 16 Ländern Gewinne geschrieben – das politische und wirtschaftliche Sorgenkind Russland mit einem Gewinn von 342 Millionen Euro inklusive. Verlustbringer waren die Ukraine, Slowenien und Ungarn.

Schlechter Rahmen

Die Gründe für den Strategiewechsel sieht man außen, also "in gravierend veränderten Rahmenbedingungen". Seit der Kapitalerhöhung habe sich der Rubelkurs gegenüber dem Dollar halbiert, um ebenso viel sei der Ölpreis gefallen. 2015 werde die russische Wirtschaft um vier bis fünf Prozent schrumpfen, vor einem Jahr habe man noch mit einem Plus von zwei Prozent gerechnet. Dazu sei die "populistische Politik in Ungarn" gekommen. Was die RBI selbst falsch gemacht hat? Darauf gab Sevelda keine konkrete Antwort, "man hätte das eine oder andere unterlassen sollen".

Auch ein neues Kapitalziel hat sich der RBI-Vorstand gesetzt: zwölf Prozent gemäß Basel III. Der Weg dorthin führt über die Geschäftsreduktion, aber auch das Ansammeln nicht ausgeschütteter Gewinne (eine Milliarde Euro sollen so lukriert werden). Der Vorstand betonte, man werde, wie von der EZB gewünscht, auch Zurückhaltung bei den Dividenden üben. Allerdings haben die Raiffeisenbanker, wie berichtet, bei der EZB in Frankfurt den Wunsch deponiert, die aliquote Dividende fürs im Juni 2014 zurückbezahlte PS-Kapital zu bedienen. "Da stehen wir in Abstimmung mit den Regulatoren", blieb Sevelda vage. Dasselbe gelte bei der Frage, ob Boni ausbezahlt werden. Allerdings: "Das Management wird sicher keine Boni bekommen." Wie ihr Diätplan genau aussehen wird, das will die RBI am 25. März bekanntgeben. (gra, DER STANDARD, 11.2.2015)