Bremen - Eine Krebstherapie durch Bestrahlung erstreckt sich meist über mehrere Wochen. Währenddessen verändert sich oft die Situation des Patienten: Er nimmt an Körpergewicht ab, womöglich schrumpft das Geschwür oder verändert sich in seiner Gestalt. Die Folge: Unter den veränderten Vorzeichen ist die zu Therapiebeginn gewählte Verteilung der Strahlendosis oft nicht mehr optimal. Schlimmstenfalls treffen die Strahlen den Tumor nicht mehr voll, ein Teil der Dosis landet in gesundem Gewebe und schädigt es.

Um das zu vermeiden, passen Mediziner die Richtung und Dosis der Strahlung den veränderten Gegebenheiten nach Bedarf an. Bislang ist diese Neuplanung eine aufwändige und zeitraubende Prozedur. Eine neue Software könnte dies ändern: Sie soll den Prozess beschleunigen und dadurch für günstigere Therapieverläufe sorgen.

Veränderungen berücksichtigen

Vor Beginn jeder Strahlentherapie erstellen die Mediziner auf Basis einer CT-Aufnahme eine detaillierte Bestrahlungsplanung. Diese gibt an, welche Bereiche im Körper wie oft und mit welcher Dosis bestrahlt werden sollen - mit dem Ziel, den Tumor komplett zu zerstören und das benachbarte Gewebe so weit wie möglich zu schonen. "Um zu gewährleisten, dass der Tumor dabei stets wie geplant getroffen wird, machen die Ärzte regelmäßig Kontrollaufnahmen", erläutert Stefan Wirtz, Forscher des Fraunhofer-Instituts für Bildgestützte Medizin (MEVIS).

So soll etwa kontrolliert werden, ob der Patient in der korrekten Position im Gerät liegt und ob sich der Tumor im Laufe der Wochen im Körper verschiebt, weil der Patient abgenommen hat. Dadurch können gesunde Körperregionen ins Visier der Strahlung geraten und versehentlich geschädigt werden. "Bei der Behandlung von Tumoren im Mund- und Rachenraum etwa wandert manchmal die Speicheldrüse ins Bestrahlungsfeld hinein und kann Schaden nehmen", erklärt Stefan Kraß, ebenfalls Forscher am MEVIS.

Große Zeitersparnis

Um das zu vermeiden und die Bestrahlung optimal anzupassen, müssen die Mediziner die ursprünglichen Planungsbilder mit den aktuellen Kontrollaufnahmen vergleichen. "Oftmals muss der Arzt abwechselnd alte und neue Aufnahmen betrachten und sie im Kopf miteinander in Bezug setzen", so Wirtz. Dagegen könne die neue Software beide Aufnahmen in einer einzigen Darstellung zur Deckung bringen und die Konturen des Bestrahlungsfeldes übertragen.

Die Ärzte können dadurch rasch erkennen, ob die ursprünglichen Konturen noch zur aktuellen Situation passen. Tun sie es nicht, lassen sich die Konturen mit Software-Werkzeugen schnell anpassen. "Bislang dauert die Neuplanung einer Strahlentherapie mehrere Stunden", so Kraß. Diese Prozedur lasse sich nun erheblich beschleunigen. (red, derStandard.at, 10.2.2015)