Kairo - Bei schweren Zusammenstößen vor einem Fußball-Stadion in der ägyptischen Hauptstadt Kairo sind am Sonntag 22 Menschen getötet worden. Dies gab die Staatsanwaltschaft am Sonntagabend bekannt.
Außerdem habe es bei den Krawallen am Sonntag mindestens 25 Verletzte gegeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Wegen des Vorfalls setzte die Regierung die Spiele der ersten Liga um die ägyptische Meisterschaft auf unbestimmte Zeit aus.
Die Staatsanwaltschaft erklärte in ihrer Mitteilung, sie habe eine Untersuchung der Krawalle angeordnet, bei denen drei Polizeiwagen in Brand gesteckt worden seien. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt und mit Schrot geschossen, während Fußballfans Feuerwerkskörper abgebrannt hätten, berichteten Polizei und Augenzeugen.
Spiele selten vor Publikum
Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Mena waren die Auseinandersetzungen bei einem der wenigen für die Öffentlichkeit zugänglichen Spiele der ägyptischen Liga ausgebrochen. Fans des Fußballclubs von Samalek hätten versucht, gewaltsam eine Sicherheitsabsperrung zu durchbrechen, teilte das ägyptische Gesundheitsministerium mit.
Das Spiel Samalek gegen Enbi wurde vor Publikum ausgetragen und nicht vor leeren Rängen, wie es nach blutigen Ausschreitungen in einem Stadion in Port-Said vor drei Jahren landesweit üblich geworden war. Das Innenministerium hatte die Zuschauerzahl allerdings auf 10.000 Menschen beschränkt und die Eintrittskarten waren rasch ausverkauft. Tausende Fans kletterten daher auf die Mauern des Stadions, bevor die Polizei sie auseinandertrieb. Viele erlitten Knochenbrüche oder Prellungen, wie das Gesundheitsministerium laut Mena mitteilte. Laut Polizei waren es Mitglieder der radikalen Fangruppe Ultra White Knights, die versuchten, ohne Tickets ins Stadion zu kommen.
Das Spiel begann mit einer halben Stunde Verspätung. Dass es trotz der Gewalt nicht abgesagt wurde, erzürnte viele Fans zusätzlich.
"Die Polizei tötet"
Vor der Leichenhalle, in die die Todesopfer gebracht wurden, versammelten sich viele Menschen auf der Suche nach Angehörigen. "Die jungen Leute sollen dieses Land aufbauen und die Polizei tötet sie", rief ein Mann. Andere lieferten sich Handgemenge mit dem Sicherheitspersonal der Leichenhalle, das ihnen den Zutritt verwehrte. Später wurde ein Computer vor das Gebäude gestellt, auf dem sich die Angehörigen Bilder der Toten ansehen konnten.
Als Konsequenz aus der Gewalt setzte die Regierung die Spiele der ersten Liga um die Meisterschaft aus. Wie lange dies gelte, werde später entschieden, teilte das Büro von Ministerpräsident Ibrahim Mahlab mit.
Im Februar 2012 waren nach einem Spiel in Port-Said des lokalen Clubs Al-Masri gegen den Kairoer Verein Al-Ahli Krawalle ausgebrochen, bei denen 74 Menschen starben und hunderte weitere verletzt wurden. Seitdem begrenzte das Innenministerium die Zuschauerzahl bei Fußballspielen. (APA, 8.2.2015)