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Die vertauschten Babys sind nun erwachsen. Die jungen Frauen feiern heuer ihren 21. Geburtstag (Symbolfoto).

Foto: dpa/Waltraud Grubitz

Grasse - Manon und Mathilde, zwei neugeborene Mädchen, verband zunächst nur eines - beide bekamen Tage nach ihrer Geburt Gelbsucht und wurden aus Platzgründen zusammen in ein Kinderbettchen gelegt. Viele Jahre später erst wurde klar, dass sie damit auch ein ganz dramatisches Schicksal teilten: Denn nach ihrer UV-Bestrahlung vertauschte eine Angestellte einer Geburtsstation in Cannes die beiden Mädchen.

Als dieses endlich aufgeklärt war, klagten die aufgebrachten Eltern und verlangten über zwölf Millionen Euro Schadensersatz. Ob das gerechtfertigt ist, entscheidet am Dienstag ein Gericht in Grasse.

"Wenn es uns da passiert ist, dann kann es auch anderen passieren", empörte sich Sophie Serrano, eine der beiden Mütter. Sie hat Manon aufgezogen, während ihre biologische Tochter Mathilde 30 Kilometer entfernt aufwuchs. Dabei hatten beide jungen Mütter in der Klinik Zweifel angemeldet, als ihnen ihre angeblichen Kinder ausgehändigt wurden. Denn ein Elternpaar war hellhäutig, das andere stammte von der französischen Insel La Reunion im Indischen Ozean. "Ich habe es am Ende geglaubt", jung und erschöpft von der Geburt wie sie war, so erklärte Serrano, warum sie das Kind akzeptierte. Auch die andere Frau fand sich damit ab. Wie aber flog die Vertauschung auf?

Nachforschungen enthüllten die Vertauschung

Dem Ehemann von Sophie Serrano war es nach zehn Jahren zu bunt geworden: Einem süffisanten Spott ausgesetzt, weil seine Tochter doch einen sehr anderen Teint hatte als er, der angebliche Vater, ließ er einen DNA-Test machen. Dieser deckte auf, dass beide nicht die Eltern sind. Nachforschungen enthüllten die Vertauschung, die zu einer dicken Gerichtsakte wurde, denn die Klinik wollte freiwillig keine Entschädigung zahlen. "Die Vertauschung geht auf eine Angestellte der Klinik zurück, die die Verhaltensregeln nicht eingehalten hat, weil sie an schwerer Depression litt und an chronischem Alkoholismus", so argumentierte eine Anwältin der Klinik im Fernsehsender BFMTV. Und sie warf die Frage auf, warum die jungen Mütter das damals so hinnahmen.

Was ist nun mit den vertauschten Kindern? Die beiden Elternpaare - das zweite will anonym bleiben - leben in der Umgebung von Grasse. Sie trafen einander und ihre biologischen Töchter, ohne dass ein "Rücktausch" vereinbart wurde. Die jungen Frauen ihrerseits wollten auch nicht zu ihren eigentlichen Eltern zurück: Im Juli feiern sie 21. Geburtstag und ziehen offenbar den Blick nach vorn vor. "Nach dem Prozess werde ich besser vorankommen", sagte die eine. Die Wiederbegegnung mit der leiblichen Mutter sei sehr verwirrend und seltsam gewesen: "Man trifft auf eine Frau, die einem unbekannt ist." (APA, 8.2.2015)