Den Fahrschein gab's dann vom Schwarzkappler. Nicht zur Nachahmung empfohlen.

Foto: Wiener Linien / Thomas Jantzen

Neulich am Laaer Berg. Den Testwagen retourniert, wacheln wir, sparsam, wie wir sind, nicht nach einem Taxi (wäre in der entrischen Gegend über der Südosttangente eh mühsam). Nein, wir wackeln zur Haltestelle des Autobusses 68A. Ordentlich, wie wir sind, haben wir zwar keinen Fahrschein, aber 2,30 Euro, um bei Automat oder Busfahrer einen zu erwerben.

Das Herausklauben der Euro- und Centmünzen hätte ich mir sparen können. Weder gab es einen Automaten, noch wollte der Chauffeur meine Münzen in die bereitstehende Kassa füllen. Im Gegenteil. Er schüttelte den Kopf: "keine Tickets". Bei der nächsten Haltestelle kam das Unvermeidliche: Schwarzkappler stiegen ein, die forsch über mich herfielen: "Fahrschein?" "Nein", sagte ich und hielt ihm meine Hand mit den angewärmten 2,30 Euro hin. "Der Fahrer verkauft keine, und einen Automaten gibt es nicht." Augenscheinlich überrascht von so viel Offenherzigkeit blickte der Kontrollor zum Chauffeur, der gestikulierte, dass alles seine Richtigkeit habe.

"Ersatzfahrschein" vom Kontrolleur

Entnervt schnaubend krallte sich der Kontrollor meine Euros und begann im Eiltempo, die anderen Fahrgäste zu filzen. Gefühlte fünf Minuten später stand er wieder da: "Fahren Sie noch weiter?" Als ich dies bejahte, begann er in seiner Tasche zu nesteln, zog ein Kärtchen heraus und kritzelte Datum, Uhrzeit und allerlei Codes darauf. "Ersatzfahrschein" nennt sich der persönliche Service, den wir einzig dem Umstand verdanken, dass an private Busfirmen verleaste Wiener-Linien-Chauffeure keine Fahrscheine verkaufen dürfen. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 6.2.2015)