Das Swatting-Erlebnis machte Peters sichtlich zu schaffen.

Screenshot: Twitch

Joshua Peters ist 27 Jahre alt und Mitglied der Air Force. Gerade erst von einem Einsatz in Kuwait zurückgekehrt, ging der junge Soldat wieder seinem digitalen Hobby nach. Er betreibt einen Channel auf Twitch.tv unter dem Pseudonym "Koopatroopa787". Dort sehen ihm seine Besucher beim Spielen des MMORPG "Runescape" über die Schulter.

Rund 60.000 sahen zu, als Peters, der den Lärm in der Wohnung dank seiner lärmausblendenden Kopfhörer nicht mitbekommen hatte, plötzlich von seiner Mutter gerufen wurde. Sie informierte ihn darüber, dass Polizeibeamte eingetroffen seien.

"Lauter Polizisten mit Sturmgewehren"

"Ich ging die Treppe hinauf und bevor ich mich versah lag ich auf dem Boden", beschreibt er die folgenden Ereignisse gegenüber dem Guardian. "Um mich herum lauter Polizisten mit Sturmgewehren." Peters hatte die Situation schnell durchschaut und erklärte dem schwer bewaffneten Sonderkommando ruhig, dass er gerade per Twitch streamen würde, es sich offenbar um einen Swatting-Streich handeln würde und man wohl einem Scherzanruf aufgesessen sei.

Die Beamten des St. Cloud Police Department waren zwar noch nie mit einem solchen Fall konfrontiert, aber über das Phänomen an sich unterrichtet, so dass sich die Situation schnell entschärfte. Unter dem Begriff versteht man das Auslösen falschen Alarms bei der Polizei unter Angabe der Wohnadresse des Streamers zur eigenen Belustigung.

"Sie könnten jetzt tot sein"

Eine Viertelstunde später kehrte Peters vor seine Kamera zurück und wandte sich unter Tränen direkt an den anonymen Anrufer, der ihm dieses Erlebnis eingebrockt hatte. "Ich habe gesehen, wie die Polizei mit Waffen auf meinen kleinen Bruder gezielt hat. Sie [Anm.: seine Familie] hätten erschossen werden können, sie könnten jetzt tot sein. Weil du dich entschieden hast, meinen Stream zu swatten", erklärte er vor dem Ende seiner Livesendung.

"Es ist mir scheißegal, was du gegen mich hast oder was ich dir getan habe. Mir fehlen die Worte. Deine Beschwerde ist bei mir angekommen. Aber involviere nicht meine Familie in diese Sache, sie verdient das nicht."

Swatter probierte es erneut

Warum er, als Betreiber eines relativ kleinen Channels, als Swatting-Ziel "erwählt" wurde, wisse er nicht, so Peters zum Guardian. Er kenne auch niemanden, den er als Verdächtigen benennen könnte. Der Täter hatte gegenüber der Polizei behauptet, sein Zimmergenosse wäre gerade erschossen worden und es würde gerade mit einer Waffe auf ihn gezeigt werden. Vor dem Auflegen ließ er zudem zwei Schüsse erschallen.

Nach dem Vorfall probierte er es am gleichen Tag erneut, diesmal jedoch erfolglos. Laut der Polizei wird bereits nach dem Swatter gefahndet.

Eingriff ins Privatleben

Bei Peters, der aus Kuwait aus medizinischen Gründen ausgeflogen wurde, stellt die Aktion einen tiefen Eingriff in jenen Teil seines Lebens dar, der für ihn noch sicher und glücklich ist. Alles sei an diesem Tag bestens gelaufen, ehe die Polizei in seiner Wohnung stand. Insbesondere die potenzielle Gefahr für seine Familie schockiert ihn am meisten, da die Polizei bei derartigen Notrufen mitunter schnell Gebrauch von ihren Waffen macht. (gpi, derStandard.at, 06.02.2015)