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Papst Franziskus mit einem Baby bei seiner Ankunft zur Generalaudienz am Mittwoch.

Foto: AP Photo/L'Osservatore Romano

Rom - Empörung über die Aussagen von Papst Franziskus eint weite Teile der Katholischen Kirche in Österreich. Der Papst hatte bei seiner Generalaudienz am Mittwoch Verständnis für prügelnde Eltern geäußert. "Wie schön", so kommentierte Franziskus eine Anekdote eines Vaters, der in der Anwesenheit des Papstes einmal folgende Aussage getätigt hatte: "Einmal habe ich einen Vater bei einem Treffen mit Ehepaaren sagen hören: 'Ich muss manchmal meine Kinder ein bisschen schlagen, aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu demütigen.'

Dieser Vater wisse, was Würde sei, so der Papst - "er muss sie bestrafen, aber er tut es gerecht und geht dann weiter".

Scharfe Kritik

Katholische Organisationen in Österreich haben mit überraschender Schärfe auf die Äußerungen des Papstes reagiert. "Wer Gewalt als Mittel in der Erziehung einsetzt, missachtet in jedem Fall die Würde des Kindes", sagte Jungschar-Vorsitzende Sara Dallinger am Freitag laut Aussendung. Es sei die Pflicht Erwachsener, Kinder davor zu schützen.

Auch der Katholische Familienverband (KFÖ) reagierte mit Unverständnis. "Ich bin da keinesfalls seiner Meinung", sagte KFÖ-Chef Alfred Trendl laut "Kathpress". Gewalt an Kindern sei immer abzulehnen. "Hier irrt der Papst aus unserer Sicht", erklärte Trendl.

"Andere Generation, andere Kultur"

"Radio Vatikan"-Journalistin Gudrun Sailer meinte hingegen, der 78-Jährige stamme aus einem anderen Kulturkreis und einer anderen Generation. Man solle die Aussagen weder rechtfertigen noch relativieren, doch demonstrierten die Äußerungen, dass unter dem Pontifikat von Franziskus, Worte nicht mehr auf die "Goldwaage" gelegt und jedes Wort von Haustheologen vor der Äußerung geprüft werden, so Sailer laut "Kathpress".

Verteidigung aus dem Vatikan

Thomas Rosica, Mitarbeiter der Pressestelle im Vatikan, verteidigte die Aussagen des Papstes nach Angaben des "Guardian". Franziskus habe nicht zu Gewalt oder Grausamkeit gegenüber Kindern aufgerufen, sondern darüber gesprochen, beim "Wachsen und Reifen" eines Kindes zu helfen. "Wer hat seine Kinder nicht gezüchtigt oder ist von seinen Eltern als Heranwachsender gezüchtigt worden?", fragte Rosica.

Auch Papst-Sprecher Federico Lombardi reagierte auf die Entrüstung. "Der Papst hat nicht dazu eingeladen, Kinder zu schlagen", erklärte er der Deutschen Presse-Agentur. Vielmehr habe Franziskus über die Verantwortung der Eltern gesprochen, ihre Kinder mit Liebe und Respekt auf den richtigen Weg zu bringen und ihre Würde zu bewahren.

Kritik aus Österreich

Eine Sprecherin der Deutschen Bischofskonferenz erklärte hingegen, kein Kommentar abgeben zu wollen: "Wir kommentieren den Papst nicht." Bei Kinderrechtsexperten und im Netz war die Empörung am Freitag groß.

Umstrittene Aussagen

Das Oberhaupt der Katholiken hat schon öfters mit seinen spontanen Aussagen großes Aufsehen erregt. Erst vor kurzem hatte er mit der Bemerkung, Katholiken sollten sich nicht wie "Karnickel" vermehren, einerseits viele Lacher auf seiner Seite gehabt, andererseits aber auch die Kritik kinderreicher Familien auf sich gezogen. (red, derStandard.at, 7.2.2015)