Neues teuerstes Kunstwerk der Welt: Paul Gauguins "Nafea faa ipoipo" (1892).

Colección Rudolf Staechlin, Depósito en Kunstmuseum Basel, 2002, Foto: Kunstmuseum Basel / Martin P. Bühler

Der internationale Kunstmarkt ist um eine Sensation reicher: Paul Gauguins Gemälde Nafea faa ipoipo? (Wann heiratest du?) soll abseits öffentlicher Auktionen über einen Private Sale um kolportierte 300 Millionen Dollar nach Katar verkauft worden sein. Es ist ein Kaufpreis, der alle bisherigen übersteigt und mit dem das 1892 in Tahiti gemalte Bild zum teuersten Kunstwerk der Welt aufsteigt. Was im Umfeld der diese Woche in London stattfindenden Versteigerungen der Sparte Impressionist & Modern Art als Gerücht kursierte, bestätigen Recherchen des STANDARD.

Seit 1947 schmückte Nafea, so der Kurzname des legendären Motivs, den sogenannten Franzosensaal des Kunstmuseums Basel – als Leihgabe der ob ihrer Qualität legendären, vom 1946 verstorbenen Rudolf Staechelin aufgebauten und in einer Stiftung geparkten Sammlung. 1967 war Sohn Peter Staechelin mit seinem Unternehmen in eine finanzielle Schieflage geraten und hatte einige der Werke verkauft, etwa Van Goghs La Berceuse (Die Amme) um 3,25 Millionen Franken. Acht weitere Werke, darunter Renoirs Blondine mit Strohhut, übernahm laut einem damaligen "Spiegel"-Bericht der Basler Kunsthändler Ernst Beyeler. Sehr zur Freude des Museums, dessen Kunstkommission eine Prioritätenliste zur Rettung bestimmter Staechelin-Bilder für den Bestand erstellt hatte, war Nafea (auf Rang zwei nach Picassos Deux Frères) damals von dem "Ausverkauf" verschont geblieben. Von 1998 an, war das Werk für einige Jahre im Kimbel Art Museum (Fort Worth, Texas) zu sehen und kehrte 2002 nach Basel zurück.

Verkauf bestätigt

Dem Vernehmen nach hatte der nunmehr die Familienstiftung verwaltende Enkel des Sammlungsgründers immer wieder Angebote für das Gemälde erhalten, diese allerdings stets abgelehnt. Vergangenes Jahr lief jedoch der Leihvertrag mit dem Kunstmuseum Basel aus, das aufgrund umfangreicher Sanierungs- und Umbauarbeiten vor wenigen Tagen bis 2016 geschlossen wurde.

Auf STANDARD-Anfrage bestätigt Rudolf Staechelin den Abschluss eines Verkaufsvertrags für das Gemälde, über Käufer und Preis sei Stillschweigen vereinbart worden. Der kolportierte Preis von 300 Millionen Dollar ist als realistisch zu werten, ebenso die neue Besitzerdestination Katar, konkret die Hauptstadt Doha. Dorthin wanderten in den vergangenen Jahren immer wieder hochkarätige Kunstwerke ab, zuletzt neben einer Version von Paul Cézannes Kartenspieler (2011 um 250 Millionen Dollar) etwa Gustav Klimts Wasserschlangen II (2013 über Vermittlung von Sotheby's Wien) für rund 120 Millionen Dollar.

Aus Katar werden solche Deals generell weder bestätigt noch dementiert. In natura wird Sheikha Al-Mayassa, die kunstsinnige und kauffreudige Tochter des Emirs, das Gemälde allerdings erst in einem Jahr bewundern können. Denn bis dahin befindet sich Nafea auf Ausstellungstour – aktuell in der spektakulären Gauguin-Retrospektive der Fondation Beyeler (Basel, 8. Februar bis 28. Juni), bei der sich der Versicherungswert aller gezeigten Werke auf 2,5 Milliarden Franken beläuft. Danach stößt das Gemälde zu einer Schau in Madrid (Museum Reina Sofia, bis 14. September) und wird abschließend in Washington (Phillips Collection, 10. Oktober bis 10. Jänner 2016) vermutlich ein letztes Mal in der Öffentlichkeit zu sehen sein. (Olga Kronsteiner, derStandard.at, 5.2.2015)