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Svindal hat keine Schmerzen mehr und sieht kein besonderes Verletzungsrisiko. "Die Chance, dass meine andere Achillessehne reißt, ist fast genauso hoch. Ich bin gut genug, um es sicher nach unten zu schaffen."

Foto: apa/epa/techt

Beaver Creek - Nur dreieinhalb Monate nach dem Riss seiner linken Achillessehne wagte Weltmeister Aksel Lund Svindal in der Nacht auf Mittwoch die Teilnahme am ersten WM-Abfahrtstraining. "Ich möchte nicht zuschauen. Denn als Zuschauer hast du keine Chance", begründete der Norweger seine Entscheidung. Auch einen Start im Super-G konnte sich Svindal vorstellen.

"Das Bauchgefühl wird entscheiden", sagte er in der Elkhorn Lodge von Beaver Creek, wo er seine Entscheidung unter großer medialer Anteilnahme mitteilte. Svindal ist mit elf Medaillen und 25 Weltcupsiegen einer der erfolgreichsten aktiven Skirennfahrer. Von den großen Abfahrern fehlt in Colorado damit voraussichtlich nur der Kanadier Erik Guay wegen der Folgen einer Knieoperation.

Auch bei Svindal war nach der am 19. Oktober in Österreich beim Herumblödeln mit einem Ball erlittenen Verletzung und der sofortigen Operation zunächst das vorzeitige Saisonende ausgerufen worden. Der 32-jährige Modellathlet kehrte aber sensationell schnell ins Training zurück und schnallte dank eines Spezialschuhs einen Monat früher als gedacht auch wieder die Skier an. "Im Fußball oder in der Leichtathletik könnte ich derzeit keinen Wettkampf machen. Aber in den harten Skischuhen sollte es schon gehen", sagte Svindal.

Zuletzt trainierte der im WM-Winter bisher von Landsmann Kjetil Jansrud hervorragend vertretene Norweger in Aspen und war bei kurzen Zeitläufen nicht weit hinter Jansrud geblieben. "Sonntag bin ich aber erstmals auch auf einer schlechteren Piste gut gefahren. Dann habe ich entschieden, es in Beaver Creek zu versuchen", sagte Svindal, der nach eigenen Angaben keine Schmerzen mehr hat.

Verletzungsrisiko sehe er keines, obwohl seine verletzte Sehne derzeit noch viermal so dick ist wie normal. "Die Wahrscheinlichkeit, dass meine andere Achillessehne reißt, ist fast genauso hoch", meinte Svindal lapidar.

Mehrere Dinge hätten ihn gereizt, das Unmögliche zu versuchen, erklärte der Sympathieträger aus Lörenskog. "Am meisten, dass viele gemeint haben, das geht nicht", sagte er. Das Comeback geht freilich auf der Raubvogelpiste von Beaver Creek in Szene, einer der schwersten Abfahrtsstrecken der Welt. Dort hat Svindal bereits mehrmals gewonnen, im November 2007 wäre dort nach einem Sturz seine Karriere aber auch fast vorbei gewesen.

"Ich bin bestimmt gut genug, um es sicher nach unten zu schaffen", gab sich Svindal vor dem Training zuversichtlich. "Ich hoffe, es gehen sich auch einige Rennen aus. Ich nehme es nun von Tag zu Tag." Dass er Chancen auf einen Spitzenplatz habe, bezweifle er. "Die anderen fahren seit drei Monaten Rennen, ich bin wochenlang auf Krücken gegangen. Da bemerkst du erst, wie brutal es ist, mit 140 Sachen den Berg hinunterzurasen", sagte Svindal. "Ich hoffe, ich gewöhne mich rasch wieder daran. Ich will Spaß haben und mich wohlfühlen."

Letztlich gebe es einen ganz klaren Grund, der für eine Teilnahme spricht. "Ich weiß nicht, ob ich langsam bin oder schnell. Aber wenn ich nicht fahre, habe ich sicher keine Chance." (APA, DER STANDARD, 4.2.2015)