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Im Durchschnitt sterben in Österreich jährlich 1.146 Männer an Prostatakrebs. Eine Heilung ist nur bei früher Diagnose möglich.

Foto: Reuters/ALESSANDRO BIANCHI

Wien - In Österreich erkranken laut Statistik Austria pro Jahr rund 4.700 Männer an einem Prostatakarzinom (Adenokarzinom). Im gleichen Zeitraum sterben durchschnittlich 1.146 Betroffene an der Krebserkrankung. Die Früherkennung ist für die Behandlung zentral: Eine Aussicht auf Heilung ist nur im Frühstadium gegeben, bevor sich das entartete Gewebe ausbreitet und metastasiert.

Zur Diagnose eines Prostatakarzinoms wird das Enzym PSA (Prostata-spezifisches Antigen) als Biomarker herangezogen – in der Fachwelt allerdings nicht unumstritten: Das PSA-Verfahren gilt als zu ungenau für eine eindeutige Diagnose. Ein Forscherteam um Shahrokh Shariat von der Med-Uni Wien hat nun ein Programm entwickelt, das das Testverfahren entscheidend verbessern soll.

Stärkere Personalisierung

"Das PSA ist zwar nicht ideal, aber dennoch der beste diagnostische Biomarker in der gesamten Onkologie", sagte Shariat anlässlich des Weltkrebstags am Mittwoch. Vor allem bei Männern in ihren Vierzigern sei er zur Risikovorhersage für Prostatakrebs sehr aussagekräftig. Seit Einführung des PSA-Screenings sei die Mortalität immerhin um 40 Prozent gesunken. "Es stellt sich also nicht die Frage, ob man PSA-Screenings machen soll oder nicht. Es geht vielmehr darum, sie klug durchzuführen", so Shariat.

Der wunde Punkt des Testverfahrens ist, dass ein erhöhter PSA-Wert nicht immer ein Hinweis auf ein gesteigertes Risiko für die Entstehung oder gar das Vorhandensein eines Karzinoms ist. Dennoch erfolgt bisher bei einem hohen Wert meist eine aggressive Therapie, die häufig mit hohen Risiken einhergeht, etwa mit Inkontinenz und erektilen Funktionsstörungen. Um das möglichst zu vermeiden, schlagen Shariat und Kollegen einen stärker personalisierten Ansatz vor.

Ergänzende Rechenmodelle

Ist der Patient noch jung und der PSA-Wert nur wenig erhöht, wird regelmäßig nachkontrolliert. Damit werden unnötige Eingriffe verhindert und gleichzeitig sichergestellt, dass eine bösartige Entwicklung des Tumors nicht unentdeckt bleibt. Ist der Wert so erhöht, dass man eine Biopsie in Erwägung ziehen muss, wird der Test innerhalb von längstens zwölf Wochen wiederholt und weitere Biomarker und mathematische Rechenmodelle in die Entscheidungsfindung einbezogen.

"Zusätzlich zum PSA-Test erstellen wir mithilfe der neuen molekularen Verfahren in der Bildgebung und der Pathologie ein umfassendes biologisches Profil der Zelle", erklärt der Forscher. Das mache es möglich, eine genauere Risikovorhersage zu treffen, den Tumor exakt zu lokalisieren und seine molekulare Struktur zu bestimmen. Die Ärzte könnten so besser abschätzen, ob eine Behandlung nötig und sinnvoll ist und wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Patient auf eine chirurgische oder medikamentöse Therapie anspricht. (red, derStandard.at, 4.2.2015)