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Von der Reinigungskraft zur Weltraumreisenden: Eine Frau namens Jupiter (Mila Kunis) wird ins All geschickt und wird dort großer Dinge ansichtig: "Jupiter Ascending".

Foto: AP / Warner Bros.

Wien - Das Böse hat eine Flüsterstimme. Leise zischt es seine Kommandos an die Untertanen, und wenn sein perfider Entführungsplan wieder nicht zum gewünschten Ergebnis geführt hat, muss eine seiner geflügelten Soldatenechsen dafür bezahlen.

Balem Abrasax ist der älteste Sohn einer das Universum beherrschenden Dynastie, die dem Untergang geweiht ist, ohne es zu wissen. Eddie Redmayne verleiht der einzigen interessanten Figur dieses Films gefährliche Unberechenbarkeit und despotischen Größenwahn. Als bleichwangiger Aristokrat im Gehrock liefert er sich nach dem Tod der Königin nicht nur mit den Geschwistern einen perfiden Erbfolgekrieg, sondern muss auch dafür Sorge tragen, dass eine junge Frau namens Jupiter (Mila Kunis) auf der Erde ihre Besitzansprüche hintanstellt.

Dass das bei seiner russischen Großfamilie in Chicago lebende Aschenputtel amerikanische Toiletten putzen muss, ehe es von seiner galaktischen Bestimmung erfährt und zur großen Sternenfahrt antritt, ist nur eine von vielen Fragwürdigkeiten, die die Erzählung von Jupiter Ascending bereithält. In diesem von den Geschwistern Andy und Lana Wachowski (The Matrix) geschriebenen und inszenierten Film ist man in kürzester Zeit einer selbst für das Science-Fiction-Genre arg hohen Dichte an Motiven und Ideen ausgesetzt.

Jupiter Ascending erzählt u. a. vom Jungbrunnen als Quell ewigen Lebens, von der Erde als Plantage für Aliens, von List und Intrige im Königsdrama, von der Schönen und dem Biest in der Gestalt ihres genmanipulierten Beschützers mit Wolfsohren (Channing Tatum) sowie vom Tod, der dem Leben erst Bedeutung verleiht.

Gleichzeitig kann man verfolgen, wie die Erzählung ihre Hauptfigur nur deshalb durch das Universum schickt, um dem Schauwert von Raumschiffen, futuristischen Metropolen und intergalaktischen Verfolgungsjagden Genüge zu tun. Lange Zeit dem Ränkespiel der Mächte wie eine Schachfigur ausgeliefert, ist für Jupiter auch der Weg zur Selbstbestimmung entsprechend weit. Am Ende muss die Auserwählte natürlich dann doch selbst Hand anlegen. Immerhin war die Kostümbildabteilung mit Hochzeitskleid und Kampfuniform gleichermaßen beschäftigt.

Jupiter Ascending will sozialkritisches Märchen sein und romantisches Liebesdrama, bombastisches Spektakel und philosophische Weltraumoper - und natürlich kann ein Scifi-Film all das erfolgreich kombinieren, in die Zeichensprache und Mythologie des Genres integrieren. Jupiter Ascending allerdings fehlt dafür vor allem die erzählerische Stringenz. Man merkt diesem Film seine permanente Unentschlossenheit an, weil er alles sein will und doch nur behauptet - sogar die Angst vor der Zukunft. (Michael Pekler, DER STANDARD, 4.2.2015)