Das US-Militär rekrutiert Gamer für Drohnenflüge.

Screenshot: YouTube/Drone

In der Doku "Drone" sprechen frühere Drohnenpiloten von ihren Einsätzen.

Foto: Flimmer Film

Die unbemannten Drohnen der US Air Force, die unter anderem in Pakistan zum Einsatz kommen, werden aus der Ferne mit einem Joystick ferngesteuert. Ähnlich wie in Videospielen. Diese Ähnlichkeit hat dazu geführt, dass das Militär angefangen hat, Gamer für solche Operationen zu rekrutieren. In der Dokumentation "Drone" des norwegischen Filmers Tonje Hessen Schei schildern ehemalige Drohnenpiloten, wie die Einsätze ihr Leben verändert haben.

Gesichtslose Terroristen

Michael Haas, ein ehemaliger Drohnenpilot, erinnert sich daran, dass er noch keine 20 Jahre gewesen sei, als er rekrutiert wurde. Es sei für ihn damals das "Coolste der Welt" gewesen, den ganzen Tag videozuspielen, bis er eines Tages realisiert habe, dass er Menschen töten müsse. "Man weiß nie, wen man tötet, weil man nie ein Gesicht sieht", schildert Haas.

Auch der frühere US-Air-Force-Drohnenpilot Brandon Bryant spricht in der Dokumentation von einem seiner Einsätze. Er habe eine Hochzeit mit feiernden Gästen beobachtet, unter denen sich eine Zielperson befand: "Es war nur: Zielen und Klicken." Eine geeignete psychologische Betreuung habe er nicht erhalten.

"Militainment"

Für Autor P. W. Singer ("Wired for War") habe es immer schon einen Zusammenhang zwischen Krieg und Unterhaltung gegeben. Elemente der Unterhaltungswelt würden für Kriegszwecke umfunktioniert. Ein Phänomen, das er "Militainment" nennt – eine Wortschöpfung aus Military und Entertainment. So investiert das Militär in Videospiele, die extra zur Rekrutierung eingesetzt werden. Ein Spiel, das vom US-Militär entwickelt wurde, ist beispielsweise "America's Army".

In der Dokumentation kommen mehrere Militärexperten und Mitglieder der US Air Force zu Wort, die bestätigen, dass Gamer bessere Fähigkeiten zum Steuern von Drohnen hätten. Man müsse daher möglichst früh herausfinden, wer sich zum Drohnenpiloten eignet.

Trailer zu "Drone"
Jonathan B. Lie

Laut dem Bureau of Investigative Journalism sollen seit 2004 zwischen 2.438 und 3.942 Menschen in Pakistan durch Drohneneinsätze getötet worden sein, darunter bis zu 959 Zivilisten und 204 Kinder. Drohnen werden unter anderem auch im Jemen, in Somalia und in Afghanistan eingesetzt.

Die Dokumentation wird auf verschiedenen Filmfestivals gezeigt und steht über iTunes zur Verfügung, allerdings nur in Norwegen. Einen Auszug des Films hat der "Guardian" veröffentlicht. (br, derStandard.at, 3.2.2015)