Wien – Der Versuch, die deutsche Pegida-Bewegung in Österreich salonfähig zu machen, hat am Montagabend in der Wiener Innenstadt vor allem die Gegner mobilisiert. Sie setzten sich beim Museumsquartier in Bewegung und zogen Richtung Stephansplatz los. Laut Polizei schlossen sich 5.000 Personen dem Protest an. Aufgerufen zu dem Marsch hatte die "Offensive gegen Rechts" gemeinsam mit mehreren muslimischen Organisationen.

Video von der Gegendemonstration.
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Deutlich weniger bevölkert, aber dennoch durchaus aufgeheizt ging es auf der Freyung zu, von der aus der Pegida-Zug losstarten sollte. Die Polizei, selbst mit insgesamt etwa 1.200 Beamten im Einsatz, zählte dort etwa 350 "patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" und ebenso viele Pegida-Gegner.

Beweggründe, an der ersten Pegida-Kundgebung in Wien teilzunehmen.
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Die Organisatoren der Pegida-Kundgebung hatten wenige Stunden vor Start des Premierenmarsches, der an ähnliche Kundgebungen in Dresden anschließen sollte, via Facebook noch einmal Verhaltensregeln ausgegeben. Unter anderem wurden die Anhänger aufgefordert, auf Uniformen zu verzichten, weder Pyrotechnik noch Waffen mitzuführen und auch nicht mit fremdenfeindlichen Parolen oder Plakaten aufzufallen. Dennoch tauchten rechtsradikale Symbole und, wie Fotos auf Twitter belegten, auch einige Male der Hitlergruß auf.

Mit dabei: Martin Graf

Die Polizei holte einzelne vermummte und alkoholisierte Pegida-Anhänger heraus und war sonst bemüht, die beiden Blöcke voneinander zu trennen. Die Situation war etwas chaotisch, etwa als Pegida-Wien-Sprecher Georg Immanuel Nagel per Megafon Botschaften an die Teilnehmer kundtun wollte und dabei immer wieder von eigenen Anhängen gestört wurde. Aus dem geplanten Spaziergang der islamfeindlichen Gruppe wurde jedenfalls nichts, weil die Gegengruppe partout nicht ausweichen wollte. Mit dabei auf der Pegida-Seite: der frühere Dritte Nationalratspräsident Martin Graf von der FPÖ.

Als Pegida-Befürworter vermehrt durch das Zeigen des Hitler-Grußes, teils direkt neben Exekutivbeamten, auffielen, twitterte die Polizei: Alle Einsatzkräfte seien angewiesen, Verstöße gegen das Verbotsgesetz zu ahnden, "falls der Zugriff möglich ist". Erste Ermittlungsansätze im Zusammenhang mit Verstößen gegen das Verbotsgesetz "wurden bereits ausgewertet", so die Polizei. Die Ergebnisse sollen auch für die Zulässigkeitsprüfung künftiger Demonstrationen herangezogen werden.

Identität von Pressevertretern festgestellt

Nach Beendigung der großen Gegenkundgebung auf dem Stephansplatz wurden manche Sperren in der Innenstadt früher geöffnet als geplant. Der Graben war kurz nach 20 Uhr wieder frei begehbar, an den Tuchlauben blockierte die Polizei allerdings ein paar Dutzend linksgerichtete Demonstranten, um diese am Vordringen Richtung Freyung zu hindern. Doch gegen 20.30 Uhr wurde auch die Kundgebung auf der Freyung von der Polizei aufgelöst. Alle noch Anwesenden, darunter auch zwei STANDARD-Journalisten, wurden zur Identitätsfeststellung angehalten.

Die "Offensive gegen Rechts", die die Gegendemo mitorganisiert hatte, beklagte eine verletzte Akivistin. Die Frau sei von unbekannten Männern verfolgt und niedergeschlagen worden.

Die Organisatoren der Pegida-Kundgebung wollen im Scheitern des angekündigten Spaziergangs keine Niederlage erkennen. Das zumindest wurde den Teilnehmern via Megafon kundgetan. Gleichzeitig wurde versichert: "Wir werden wiederkommen." Sprecher Nagel kündigte an, dass bereits kommende Woche eine neue Kundgebung geplant sei, an welchem Tag, ließ er aber offen. (cmi, mcmt, mvu, DER STANDARD, 3.2.2015)