Christian Kern, ÖBB-Generaldirektor, ist ein politischer Mensch von öffentlichkeitstauglichem Auftreten. Franz Voves ist - so wie etliche in der SPÖ - nicht recht glücklich mit Werner Faymann. Wenn Voves Kern in seine Loge auf der Grazer "Opernredoute" einlädt, schreibt Österreich von einem geplanten Putsch.

Wenn einer derart landauf, landab als der nächste SP-Chef und Kanzler gehandelt wird, ist das nicht lustig für ihn. Wenn Kern wirklich politische Ambitionen hat, dann tut es ihm nicht gut, durch die Medien geschleift zu werden. Die Favoriten werden es oft nicht. Faymann hat seinerzeit Kanzler Alfred Gusenbauer auch eher auf die leise, aus der Tiefe des Raumes kommende Weise abgelöst. Wenn Kern aber weiter Topmanager sein will, dann schadet ihm diese Publizität.

Wie kommt man da heraus? Kern hat es auf seiner Facebook-Seite mit Ironie versucht: "Da ich ja offenbar bei diesem Putschplan eine wesentliche Rolle spiele, sollte ich mich vielleicht bei Österreich-Chef Wolfgang Fellner erkundigen, worum es überhaupt geht ... Die Schreiber von Österreich haben entweder zu viel House of Cards geschaut oder andere Motivationsquellen!"

Welche Motivationsquellen gäbe es, Kern im Vorfeld abzufackeln? Dreimal darf man raten. Jedenfalls wird Kern aus der Nummer nicht mehr so leicht herauskommen, selbst wenn er sich ab jetzt Ballverbot erteilt.

(Hans Rauscher, DER STANDARD, 3.2.2015)