Hans Niessl bei "Im Zentrum".

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Je später der Abend, desto interessanter die Gäste. Das gilt nicht nur für Partys aller Art, sondern auch für Diskussionssendungen im Fernsehen. Erst eine Viertelstunde nach Beginn von Im Zentrum war am Sonntagabend der Fauteuilkreis mit Moderatorin Ingrid Thurnher vollbesetzt. Wer davor schon fadisiert vom immer gleichen Geplänkel der Politiker abgeschaltet hatte: Pech.

Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) und Manfred Haimbuchner (FP-Vizeparteichef in Oberösterreich) waren geladen, um den von ihnen strapazierten Begriff "Integrationsunwilligkeit" samt den dazugehörigen "Sanktionen" näher zu erläutern. Nach der obligaten Zuspielung von "Stimmen von der Straße" gesellten sich dann erst jene Fachleute dazu, die abseits wahlkampfhafter Schaumschlägerei Sachkundiges einbrachten.

Und da hing den Politikern bald das Ladl hinunter. Denn ratzfatz hatten die Bildungswissenschafterin Amani Abuzahra, die Vorarlberger Grüne Vahide Aydin sowie Julia Herr von der sozialistischen Jugend die populistische Diskussion ins rechte Licht gerückt: Integrationsfähigkeit hängt von Bildungsmöglichkeiten ab - und von der sozialen Schicht.

Flau im Magen dürfte den "Unwilligkeits"-Anhängern geworden sein, als die Migrationsexpertin Barbara Herzog-Punzenberger kühl feststellte, dass im veralteten österreichischen Schulsystem die "Professionalisierung im Bereich der interkulturellen Elternarbeit noch gar nicht stattgefunden" hat.

Tja, peinlich. Niessl dehnte dann seine Sanktionsfantasie (z. B. Bußgeld bei Schulschwänzen) plötzlich auch auf "österreichische" Familien aus. Fragt sich also: Wie gut integriert sind die Ösis denn selbst? (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 3.2.2015)