Karin Peschkas Roman Watschenmann (Otto-Müller-Verlag, 2014) führt in das Wien der Nachkriegsjahre, in die Monate Jänner bis Oktober 1954. Der Krieg ist vorbei, doch die Menschen tragen noch Wunden und Narben. Die Besatzungsmächte bereiten ihren Abzug vor. Gleichzeitig ist es aber die Zeit der allgemeinen und allgegenwärtigen Sprachlosigkeit. Schauplatz des Romans ist ein Verschlag in einem Hinterhof. Hier hat das Schicksal drei entwurzelte Menschen zusammengeführt. Jeder versucht auf seine Art, seiner Existenz Halt zu geben. Da ist Dragan, der serbische Boxer, und Lydia, die ehemalige Prostituierte. Die Hoffnung, dass ihr Verlobter eines Tages doch noch aus dem Krieg heimkehren wird, hat sie noch nicht aufgegeben. Und da ist dieser Heinrich, der Watschenmann. Er hat sich in den Kopf gesetzt, den "Kriegswurm" aus den Menschen zu vertreiben, ihnen die Aggressionen zu entziehen. So lässt er sich auf der Straße von Passanten schlagen, treten, demütigen. Um dem Schmerz zu entfliehen, denkt er sich in einen Raben.
Die Sozialakademieabsolventin Karin Peschka (geb. 1967) lebt heute in Wien. In ihrem Beruf arbeitet sie mit den Randständigen unserer Gesellschaft. Watschenmann ist ihr sprachgewaltiges und atmosphärisch dichtes Romandebüt. Sie wurde mit dem Wartholz- und dem Floriana-Literaturpreis geehrt und steht auf der Shortlist für den diesjährigen Rauriser Literaturpreis. Heute stellt sie ihren Roman im Literaturhaus am Inn vor. (dns, DER STANDARD, 3.2.2015)