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Die Zahl der HIV-Diagnosen in Österreich ist rückläufig.

Foto: REUTERS/Nacho Doce

Im Jahr 2014 sind in Österreich 403 HIV-Infektionen neu diagnostiziert worden. Das waren deutlich weniger als in den vorangegangenen Jahren. Der Rückgang betraf laut dem Department für Virologie der Med-Uni Wien vor allem Wien und die Steiermark, schrieb Expertin Elisabeth Puchhammer-Stöckl in der neuen "Virusepidemiologischen Information".

Rate rückläufig

2013 waren in Österreich noch 481 Neudiagnosen einer HIV-Infektion gestellt worden, im Jahr 2012 waren es 523. "Diese Entwicklung ist erfreulich, aber wie immer muss man berücksichtigen, dass die Zahl der Neudiagnosen nicht notwendigerweise die HIV-Neuinfektionen in diesem Jahr widerspiegelt", so Puchhammer-Stöckl.

Die Daten entsprechen bei derzeit 8,47 Millionen Einwohnern einer Rate von 4,8 neu diagnostizierten HIV-Infektionen pro 100.000 Einwohner. Im Jahr 2013 war diese Rate höher (5,7) und lag damit genau im Durchschnitt der EU. Deutlich höhere Raten wurden vom Europäischen Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC) für Estland, Lettland, Portugal und Belgien gemeldet, deutlich niedrigere für die Slowakei und Kroatien.

Mehr Männer betroffen

Allerdings werden die Zahlen offenbar nicht auf gleicher Basis erhoben und gemeldet, was Rückschlüsse nur unter Vorsicht erlaubt. "Der ECDC-Bericht für die EU-Länder und das Jahr 2013 dokumentiert 29.157 HIV-Neudiagnosen. Auf Basis der gemeldeten Daten war der häufigste Infektionsweg (42 Prozent der Fälle) die sexuelle Übertragung bei MSM ('men who have sex with men')", so die Virologin.

An zweiter Stelle stand die heterosexuelle Übertragung, die bei etwa 32 Prozent der Neudiagnosen 2013 als Infektionsursache angegeben wurde. In manchen Staaten, darunter Griechenland, Litauen und Rumänien, sind bis zu 35 Prozent der HIV-infektionen durch intravenösen Drogenkonsum verursacht. Das gibt einen Hinweis darauf, wie katastrophal die Situation der Drogenabhängigen dort sein muss. HIV-Infektion in dieser Personengruppe treten vor allem durch "Spritzentausch" bei Nichterhältlichkeit von Einmalspritzen beziehungsweise Nichtvorhandensein von Spritzentauschprogrammen auf.

In Österreich war im Jahr 2014 bei 360 der 403 neu diagnostizierten HIV-Infektionen das Geschlecht der Betroffenen bekannt. Davon waren 287 Männer (79,7 Prozent) und 73 Frauen (20,3 Prozent) und somit 3,9-mal mehr Männer als Frauen betroffen.

Späte Diagnosen

Ein Problem in der gesamten EU stellen Erstdiagnosen von HIV-Infektionen erst in einem Spätstadium der Immunschwäche dar. Das ist bei knapp 50 Prozent der Fälle gegeben. So lag im EU-Durchschnitt in 47 Prozent eine späte Diagnose vor, die mit einer Zahl von weniger als 350 CD4-positiven Zellen pro Kubikmillimeter Blut charakterisiert ist. Bei einem Viertel der Fälle ist die Immunschwäche mit weniger als 200 dieser T-Helfer-Immunzellen noch weiter fortgeschritten.

"Ein besonders großer Anteil dieser spät diagnostizierten Fälle befand sich unter den heterosexuell erworbenen HIV-Infektionen sowie unter den über 50 jährigen Personen", schrieb die Expertin. Das weise darauf hin, dass das Risikobewusstsein für HIV-Infektionen generell immer noch viel zu gering sei.

Geschwächtes Immunsystem

"Auch Österreich ist hier kein 'Ausreißer' im positiven Sinn. Bei etwa 50 Prozent der positiven HIV-Tests handelt es sich um Spätdiagnosen", sagt Isabell Eibl, Leiterin der Abteilung Prävention der Aids Hilfe Wien. Die Zahl der CD4-positiven Zellen liegt dann bei unter 350 pro Kubikmillimeter Blut - etwa die Hälfte bis ein Drittel der Normwerte.

Bei 22 Prozent der Betroffenen ist das Immunsystem bei der Diagnosestellung mit weniger als 200 CD4-positiven Zellen schon sehr geschwächt." Die Zahl der Zellen, die primär von den HI-Viren angegriffen werden, gelten als wichtiges Kriterium für die Einschätzung des Zustandes der Infizierten.

In Wien wurden vergangenes Jahr 210 HIV-Neudiagnosen gestellt. In der Steiermark waren es 39, in Oberösterreich 33, in Tirol 32 und in Niederösterreich und Salzburg je 27. Je 17 bestätigte Neuinfektionen wurden in Kärnten und Vorarlberg erfasst, eine im Burgenland. (APA, red, 30.1.2015)