Wien – Der Akademikerball der Wiener FPÖ wird Freitagabend die Wiener Innenstadt in Atem halten. Die Polizei rechnet bei den 14 genehmigten Kundgebungen gegen den früheren Burschenschafterball mit 6.000 Demonstranten. Polizeipräsident Gerhard Pürstl hat den Einsatz von 2.500 Beamten angekündigt, um Ballbesucher und Demonstranten zu trennen. Zu dem Ball selbst werden mehrere hundert Gäste in der Hofburg erwartet.

Sperren ab 16 Uhr

Weil einige Aktivisten angekündigt haben, den Ballgästen die Zufahrt zu blockieren, wird das Dreieck zwischen Hofburg, Schwarzenbergplatz und Museumsquartier ab 16 Uhr gesperrt. Bus- und Straßenbahnlinien verkehren entweder nicht oder werden kurzgeführt. Zutritt erhalten nur Anrainer, Ballgäste, die Exekutive und – anders als 2013 und 2014 – akkreditierte Journalisten. Auch auf das im Vorjahr großflächig ausgesprochene Vermummungsverbot haben die Behörden diesmal verzichtet.

Demos außerhalb der Sperrzone

Unmittelbar außerhalb der Sperrzone haben sich die Gegendemonstranten angekündigt: Kundgebungen werden sowohl am Maria-Theresien-Platz zwischen Naturhistorischem und Kunsthistorischem Museum als auch am Heldenplatz stattfinden. Letztere wird ab 19 Uhr vom antifaschistischen Bündnis "Jetzt Zeichen setzen" veranstaltet und unter anderen von ÖH, Grünen und SOS Mitmensch unterstützt. Geplant sind ein Konzert sowie Reden unter anderen von Holocaust-Überlebenden. Bereits um 17 Uhr startet die "Offensive gegen Rechts" ihren Demonstrationszug vor der Universität Wien. Die Organisatoren haben auch Demonstrationen an drei "Blockadepunkten" außerhalb der Sperrzone in der Innenstadt (Kohlmarkt, Freyung und Löwelstraße) angekündigt.

NoWKR kündigt an, "unterwegs und aktiv zu sein"

Untersagt hat die Polizei dagegen die zwei angemeldeten Kundgebungen des NoWKR-Bündnisses – wegen dessen mangelnder Distanzierung von gewalttätigen Aktionen. Blockadeversuche der NoWKR-Sympathisanten könnte es trotzdem geben. "Uns erscheint es sinnvoll, morgen ab 18.30 in der Gegend rund um das Burgtor unterwegs und aktiv zu sein", hieß es am Donnerstag auf dem Twitter-Account des Bündnisses. Von der Polizei hieß es dazu, man werde in Abhängigkeit von der Lage darauf reagieren.

Kritik von ÖH, Sorgen von Mittelschüler-Kartellverband

Kritik an der Untersagung der NoWKR-Demos kam am Freitag von der ÖH der Universität für angewandte Kunst, die in einer Aussendung von einer präventiven Kriminalisierung antifaschistischer Proteste sprach. Der Mittelschüler-Kartellverband rief die demonstrierenden "linken, anarchistischen und antifaschistischen" Gruppen auf, für gewaltfreie und friedliche Demonstrationen zu sorgen. MKV-Vorsitzender Helmut Kukacka sorgte sich in der Aussendung auch um die Sicherheit der eigenen Mitglieder, denn die Demonstranten würden häufig keinen Unterschied zwischen schlagenden Burschenschaften und den (ähnlich gewandeten, Anm.) "katholisch-farbentragenden Studenten- und Mittelschülerverbindungen" machen. In der Vergangenheit sei es deshalb regelmäßig zu Übergriffen gekommen.

Veranstalter erwartet bis zu 2000 Gäste

Organisator Udo Guggenbichler rechnet mit 1.500 bis 2.000 Gästen beim "Akademikerball". Die angekündigten Proteste von Aktivisten in den Ballsälen sieht der Wiener FP-Gemeinderat gelassen. Einige hätten angekündigt, die "Internationale" zu singen, das sei ihm aber "wurscht". "Jeder Gast, der sich ordentlich kleidet und ordentlich benimmt, ist willkommen", so Guggenbichler. Er geht angesichts der Zusagen der Polizei außerdem davon aus, dass die Gäste trotz der Demonstrationen ungehindert zum Ball kommen können: "Die Polizei gewährleistet, dass es die Zufahrt für Ballgäste geben wird."(APA, red, derStandard.at, 30.1.2015)