Der Sacco-SL, der Mercedes-Benz SL, war der Roadster der Jahrtausendwende für die oberen Zehntausend. Heute bekommt man Sportwagen wie diesen mit Handkuss ums kleine Gesparte.

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Jaguar XJ8 versus Dacia Sandero. In der Anschaffung ist der Jaguar günstiger, ...

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... im Erhalt, allein wegen der hohen Kfz-Steuer beim XJ8, der Dacia.

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Um 10.000 Euro kann man in Österreich aus mehreren Neuwagenmodellen wählen. Es ist eine magische Grenze, die weder Fiat mit dem Einstiegsmodell des Panda, Suzuki mit dem Celerio, Tata mit dem Indica oder Hyundai mit dem i10 überschreiten. Lada tänzelt mit dem Granta um 8490 Euro sogar lächelnd unter dieser Marke durch, wie auch Skoda mit dem Citigo um 8220 Euro. Der günstigste Neuwagen kostet laut Liste genau 7590 Euro. Vorausgesetzt, wir haben nichts übersehen.

Und Österreichs günstigster Neuwagen kommt von Dacia. Der Sandero. Kompaktklasse. Weiß oder Blau. 75 PS. Kein Radio, keine Klimaanlage, kein Reserverad, dafür ein Zigarettenanzünder, ESP und ABS. Wenig sexy halt.

Dabei kann man um deutlich weniger Geld richtig tolle Autos kaufen. Wir schauten uns auf diversen Onlineplattformen um, was es auf dem Gebrauchtwagenmarkt um weniger als 6000 Euro gibt und uns Seufzer entlockt.

Ein Jaguar um 5700 Euro

Da ist etwa der Sacco-SL, bespitznamt nach seinem Designer Bruno Sacco, der vor seinem Engagement bei Mercedes-Benz bei Ghia und Pininfarina arbeitete. Sowohl der 300 SL mit 231 PS als auch der 500 SL mit 326 PS gehen sich mit weniger als 6000 Euro aus.

Was einst der ganze Stolz in der Garage war, ist rund 150.000 Kilometer und 22 Jahre später zur Last geworden. PS-starke Autos kosten viel Kfz-Steuer, und darum sinkt der Wert solcher Wagen.

Und nur das kann der Grund dafür sein, dass sogar ein Jaguar XJ8 X300 mit vier Liter Hubraum und sechs Zylindern um 5700 Euro angeboten wird. Dieser Wagen ist eine Sänfte voller Luxus, in dem man sich sogar zur Stoßzeit auf der Stadtautobahn richtig wohlfühlt. Ein nobler Brite eben - wenn er mitunter auch den Namen Daimler trug. Der Daimler Six und der Daimler Double Six - also mit sechs und zwölf Zylindern - unterschieden sich vom Jaguar X300 eigentlich nur durch eine Ausstattung im Innenraum, die noch einmal hochwertiger war.

Auch ein Porsche geht sich aus

Porsche fahren unter 6000 Euro? Natürlich geht das. Denken wir nur an den 924er und 944er - wobei günstige 924 leichter zu finden sind. Sogar manchen 928 findet man in unserer Preiskategorie.

Wer da zuschlagen möchte, sollte rasch agieren. Die Preise dieser einst gehassten Porsches ziehen kontinuierlich an, und die guten Exemplare sind schnell weg.

"Grob Fahrbereit" schreibt der Verkäufer eines Rolls-Royce Silver Shadow 6.8 in sein Inserat. Preis: 5500 Euro. Gut, bei dem Wagen muss man noch ordentlich investieren - nicht nur wegen der anstehenden Reparaturen, sondern auch deshalb, weil der Rechtslenker eine englische Zulassung hat. Aber immerhin fährt man dann Rolls-Royce statt Dacia.

Durstig und verbeult

Cabriofans werden bei den 3er-Cabrios von BMW eine schöne Auswahl finden - auch wenn einige Autos arg verbastelt sind. Wer auf Exoten steht, schnappt sich einen Lancia Thesis - die sind gerade sehr günstig. Italophile wählen aus unzähligen Alfa 146 oder wenigen 155ern. Wer einen Ami-Schlitten sucht, der findet jetzt einen 1986er Lincoln Town Car in der Cartier-Austattung um 6000 Euro. Fahrbereit und typisiert - aber auch durstig und verbeult.

Letzteres kann auch als Suchmaskenarbeitstitel für die vielen, vielen Jeep Cherokees und Grand Cherokees gelten, die hierzulande günstig auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu haben sind.

Neuwagen für etwas mehr Geld

"Daihatsu Materia" wirft der Kollege ein, der gerade mitten in der Recherche vorbeikommt und sich selbst Mobilitätsberater nennt. Nicht zu Unrecht, wie schnell klar wird. Denn der eigenwillig aussehende Materia hat eine Reihe von Vorteilen, die weder der SL noch der Porsche oder gar der Jaguar haben. Der Materia kostet gleich nach der Anschaffung nicht Unsummen an Steuer. Große und aufwändige Wartungen wie bei Sportwagen oder Zwölf-Zylinder-Motoren fallen weg. Ein Kratzer im Lack ist keine Katastrophe, die sofort gerichtet werden muss.

Gleichzeitig bietet der Materia viel Platz bei kompakten Außenabmessungen zum niedrigen Preis. Das klingt dann schon fast wieder wie ein potenzieller Werbespruch für den Dacia Sandero. Nur bei dem hat man um etwas mehr Geld dann halt auch gleich einen Neuwagen. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 30.1.2015)