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Microsoft-Chef Nadella will den mobilen Betriebssystem-Markt offenbar neben Windows Phone auch über Cyanogen erobern

Foto: Reuters/Redmond

Microsoft soll sich an einer Investitionsrunde von rund 70 Millionen Dollar in das Start-Up Cyanogen beteiligt haben. Cyanogen entwickelt ein gleichnamiges mobiles Betriebssystem, das auf Googles Android basiert, aber nicht unter der Kontrolle des Suchmaschinisten ist. Das Investment ist überraschend, da Microsoft mit Windows Phone ein eigenes mobiles Betriebssystem forciert hatte. Mit Cyanogen könnte es aber gelingen, Google am Mobilmarkt zu schwächen und eine bessere Verbreitung von Microsoft-Apps zu erreichen.

50 Millionen Nutzer

Laut Wall Street Journal werden bereits 37 Prozent aller Android-Geräte mit einer modifizierten Version des mobilen Betriebssystems ausgeliefert. Eine der wichtigsten Alternativen zum Google-Android ist dabei CyanogenMod, das 2008 erstmals auftauchte. Da Android Open-Source ist, der Quellcode also von Dritten eingesehen werden kann, war das Cyanogen-Team in der Lage, eine eigene Version von Googles Betriebssystem aufzubauen. Mittlerweile nutzen laut Cyanogen über 50 Millionen Menschen Cyanogen. Der Hersteller will vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländer punkten.

Mehr "Bing" und Co

Alternative Android-Versionen erfreuen sich dabei auch bei Herstellern immer größerer Beliebtheit, da Google im Gegenzug für das Original-Android naturgemäß Google-Apps als Standardeinstellung will. Das schadete wiederum Microsoft, das im mobilen Markt mit "Bing" kaum Marktanteile gut machen konnte. Auch andere Microsoft-Apps wurden mobil zwischen Apples iOS und Google-Android zerrieben.

Nutzer von Google-Android weglocken

Zwar dürfte das Investment keine Abwendung von Windows Phone bedeuten, Analysten sehen allerdings in Cyanogen eine größere Chance, Nutzer von Google-Android wegzulocken. Cyanogen will dabei in den kommenden Monaten zu einem wichtigen Player heranwachsen. Momentan beschäftigt das Start-Up rund achtzig Mitarbeiter, nach eigenen Angaben arbeiten aber rund 9.000 Entwickler freiwillig an neuen CyanogenMod-Versionen mit. Wer außer Microsoft noch in Cyanogen investiert hat, bleibt geheim. Selbst das Microsoft-Investment wurde laut Wall Street Journal von beiden Seiten nicht offiziell bestätigt.

Attacken gegen Google

Google dürfte Microsofts Interesse an Cyanogen jedenfalls ärgern, da das Start-Up in den vergangenen Wochen lautstark gegen Google getrommelt hatte. "Wir wollen Android von Google wegbringen", erklärte der Cyanogen-Chef etwa. Dafür sieht er gute Chancen, denn: "Es gefällt niemandem, wenn Google so umfangreiche Kontrolle ausübt." (fsc, derStandard.at, 30.1.2015)