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Lawinenexperten mahnten zu defensivem Verhalten bei Touren abseits der Pisten.

Foto: APA/ÖAV/Michael Larcher

Damüls - Ein Lawinenabgang in Damüls (Bregenzerwald) am Samstagnachmittag endete für zwei Menschen tödlich. Während ein 44-jähriger Mann nur noch tot aus den Schneemassen geborgen werden konnte, ist seine 32 Jahre alte Begleiterin laut Polizei in der Nacht auf Sonntag in der Innsbrucker Klinik gestorben.

Die beiden Wintersportler aus dem Großwalsertal lösten am Samstagnachmittag gegen 15.30 Uhr unterhalb des Gipfels des Portlahorns ein etwa 220 Meter langes und 70 Meter breites Schnneebrett aus. Beide wurden davon erfasst und verschüttet. Etwa eine halbe Stunde später stießen drei Skitourengeher auf den frischen Lawinenkegel und begannen mit den Rettungsmaßnahmen.

Mit ihren Lawinenverschüttetensuchgeräten konnten sie zwei Signale empfangen. Nach der genauen Ortung der beiden Verunglückten fingen die Skitourengeher - darunter zwei Ärzte - zu graben an. Zunächst gelang es ihnen, die Frau aus dem Schnee zu befreien, anschließend ihren Mann. Während die Ärzte die Reanimation des Ehepaars einleiteten, fuhr ihr Begleiter zu einem Gasthaus ab, um die Rettungskräfte zu alarmieren. Am Unglücksort gab es keinen Handy-Empfang.

Während für den 44-Jährigen jede Hilfe zu spät kam, gelang die Wiederbelebung der 32-Jährigen. Sie wurde mit dem Hubschrauber zunächst ins LKH Feldkirch geflogen und von dort in die Klinik nach Innsbruck überstellt. In der Nacht verstarb aber auch sie.

Mehrere Verletzte in Salzburg

Damit setzte sich eine Serie von Lawinenabgängen fort, von der am Wochenende in Österreich mehrere Menschen betroffen waren: In Obertauern in Salzburg wurden am Samstag zwei Schweden von einem Schneebrett erfasst und teilweise verschüttet. Die beiden 35-Jährigen wollten eine Rinne an der Hundskogelbahn befahren, als ein Skifahrer oberhalb von ihnen ein Schneebrett auslöste. Die beiden Verschütteten konnten sich selbst befreien.

Am niederösterreichischen Hochkar hat ein Lawinenabgang am Samstag einen Verletzten gefordert. Ein 30-Jähriger war teilverschüttet worden, berichtete "Notruf NÖ". Der Skifahrer wurde laut Sprecher Philipp Gutlederer von "Christophorus 10" ins Landesklinikum Amstetten geflogen. Die Suche nach möglichen weiteren Opfern dauerte bis in die Nachmittagsstunden und verlief negativ. Ein Großaufgebot an Helfern stand im Einsatz.

Die Lawine war laut Gutlederer im Bereich der "schwarzen" Piste "8" (Karabfahrt) abgegangen. Die Alarmierung der Einsatzkräfte erfolgte gegen 12.30 Uhr. Laut dem "Notruf"-Sprecher rückten neben dem Roten Kreuz und zahlreichen Bergrettern samt Lawinensuchhunden auch "Christophorus 10" und "Christophorus 15" sowie ein Polizeihubschrauber aus.

Weil Augenzeugen von drei Personen in dem Bereich gesprochen hatten, wurde stundenlang nach möglichen weiteren Verschütteten gesucht. Bergretter sondierten die Lawine am Kegel, sagte Gutlederer. Unterstützt wurden sie dabei von zwei Suchhunden. Glücklicherweise gab es keine weiteren Opfer.

Lawinenabgang in Osttirol fand gutes Ende

Ein Lawinenabgang in Osttirol hatte am Samstag ebenfalls ein glimpfliches Ende. Zwar wurde ein Heeresbergführer aus Kärnten verschüttet, er konnte aber von einer englischen Kollegin umgehend geortet und ausgegraben werden. Der Mann war nach seiner Rettung ansprechbar, sagte Franz Riepler von der Polizei in Matrei im Osttirol. Er wurde mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus Lienz eingeliefert.

Der verschüttete Heeresbergführer und die Frau waren Mitglieder eines sechsköpfigen Teams. Die sechs Personen - außer dem Heeresbergführer ausschließlich englische Staatsbürger - stiegen von der Rudolfshütte im Salzburger Teil der Granatspitzgruppe zur Granatscharte auf rund 3.000 Meter auf. Von dort wollten sie über das Landecktal in Richtung Matrei abfahren.

Auf etwa 2.400 Meter Höhe löste der Heeresbergführer kurz nach 13.00 Uhr die rund 30 Meter breite und bis zu einem Meter hohe Lawine selbst aus. Er wurde von den Schneemassen 300 Meter weit mitgerissen und verschüttet. Die Engländerin, die das Geschehen genau mitbekommen hatte, kam ihrem Kollegen sofort zu Hilfe. Während sie den Mann ausgrub, setzte die Gruppe den Notruf zur Alarmierung der Rettungskräfte ab. Rund um den Unglücksort herrschte am Samstag erhebliche Lawinengefahr der Stufe 3 auf der fünfstufigen Gefahrenskala.

Mehrere Lawinen auch am Sonntag

Am Sonntag riss In Stuben am Arlberg (Bezirk Bludenz) ein rund 100 Meter breites Schneebrett drei Skifahrer mit. Der Skiführer konnte zwar seinen Lawinenairbag auslösen, wurde aber trotzdem komplett verschüttet. Es gelang ihm jedoch, seine Hand durch die Schneedecke zu stoßen, woraufhin ihn seine beiden Begleiter ausgraben konnten. Alle drei Männer blieben unverletzt, so die Polizei.

Kitzbüheler Alpen

Bei einer Tour einer zehnköpfigen Gruppe in den Kitzbüheler Alpen ist am Sonntag ein 47-jähriger Skifahrer von einer Lawine etwa 140 Meter über felsdurchsetztes Gelände mitgerissen worden. Weil er seinen Lawinenairbag betätigen konnte, wurde der Mann aus dem Bezirk Kufstein nicht verschüttet. Er hatte nach Angaben der Polizei in Zell am Ziller "Riesenglück" und kam mit leichten Prellungen davon.

Die Skitourengruppe brach in Inneralpbach auf, passierte das Tristenjoch und stieg weiter am Südhang des Kleinen Galtenbergs auf. Gegen 10.30 Uhr erreichte die Gruppe eine Seehöhe von etwa 2.200 Meter Seehöhe, als sich das Schneebrett löste und den 47-Jährigen mitriss. Er wurde mit dem Hubschrauber geborgen.

Schneeberg

Auch in Niederösterreich ist es am Sonntag wieder zu einem derartigen Unglück gekommen. Eine Person sei am Schneeberg "gefunden und befreit" worden, teilte die Bergrettung am frühen Abend in einer Aussendung mit. Nähere Details wurden vorerst nicht genannt.

Dem Vernehmen nach soll ein Mann teilverschüttet worden sein. An dem Lawinen- und Sucheinsatz am Schneeberg waren laut Bergrettung u.a. auch "Christophorus 3" und der Polizeihubschrauber "Libelle" beteiligt.

Acht Tote in der Schweiz

In der Schweiz starben am Wochenende acht Menschen an den Folgen von Lawinenabgängen. Am schlimmsten traf es eine Tourengruppe am Piz Vilan im Prättigau: Fünf Angehörige des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) kamen alleine bei diesem Unglück ums Leben. Drei weitere Tote gab es im Berner Oberland und im Toggenburg.

Am Piz Vilan geriet am Samstagnachmittag eine neunköpfige Skitourengruppe des SAC in eine Lawine. Acht Personen wurden mitgerissen und sieben Personen verschüttet, wie Kantonspolizeisprecherin Anita Senti am Sonntag berichtete. Einer der Verschütteten konnte sich selbst befreien. Drei Männer wurden nur noch tot geborgen. Vier Schwerverletzte wurden in Hubschraubern in Spitäler nach St. Gallen, Zürich und Chur geflogen. Eine Frau starb am Samstag, eine weitere in der Nacht auf Sonntag. Die Tourengruppe aus dem Raum Zürich/Aargau war mit einem Tourenleiter unterwegs, als sich bei der Abfahrt Richtung Seewis auf rund 2.200 Metern Höhe die Lawine löste.

In Mürren im Berner Oberland geriet am Samstagnachmittag ein Snowboarder in der Region Schilthorn außerhalb der Pisten in ein Schneebrett. Der 28-jährige Basler konnte zwar von Suchhunden lokalisiert, aber von den Helfern nicht mehr gerettet werden. Kurz nach Mittag geriet ein 31-Jähriger im Skigebiet Hahnenmoos in Adelboden in ein Schneebrett. Auch er war nicht auf einer Piste unterwegs. Der Mann aus dem Kanton Freiburg wurde geborgen und ins Spital geflogen. Am Abend starb er dort.

In der Obentoggenburger Gemeinde Wildhaus SG löste ein 26-jähriger Variantenskifahrer am frühen Samstagnachmittag ein Schneebrett aus, wurde mitgerissen und stürzte Hunderte Meter in die Tiefe. Er konnte nur noch tot geborgen werden. Weitere Lawinenabgänge passierten in der Schweiz am Wochenende teils ohne größere Verletzungen für die betroffenen Wintersportler. (APA, 1.2.2015)