Vielleicht war es nur Verhandlungstaktik, die Griechenlands neuen Premier Alexis Tsipras dazu bewogen hat, zuerst mit den antieuropäischen Rechtspopulisten eine Koalition einzugehen und dann mit seinen teuren wirtschaftspolitischen Ankündigungen auf Konfrontationskurs mit der EU zu gehen. Wenn man möglichst große Konzessionen von der Gegenseite herausholen will, dann zahlt es sich aus, hoch zu pokern. Und Tsipras hofft bekanntlich auf einen sehr großzügigen Schuldenerlass für sein gequältes Land.

Aber eine solche Vorgangsweise ist riskant. Tsipras tut so, als würde Europa Griechenland brauchen und deshalb alles tun, um einen Euroaustritt zu verhindern. Aber die Reaktion der Finanzmärkte zeigt das Gegenteil: Griechische Papiere fallen in den Keller, an den anderen Börsen herrscht hingegen Ruhe. Die EU-Partner können es sich leisten, Tsipras anrennen zu lassen. Schließlich sind es die Griechen, die unbedingt im Euro bleiben wollen.

So verständlich die Vorhaben der Athener Regierung aus sozialer Sicht auch sind: Sie will Geld verteilen, das sie nicht hat und das ihr weder private Investoren noch andere Staaten borgen werden.

Tsipras wird bald vor der Wahl stehen, klein beizugeben oder den Grexit zu riskieren. Wie immer er sich entscheidet: Eine konstruktive Debatte über die Sparpolitik in der Eurozone fördert er mit seinem Vabanquespiel nicht. (Eric Frey, DER STANDARD, 30.1.2015)