Boston - Einzelne Menschen können mitunter mit wenig Aufwand aus großen, anonymisierten Datensätzen herausgepickt werden. Das berichten Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der dänischen Universität Aarhus herausgefunden aktuell im Fachblatt "Science".

Sie untersuchten in ihrer Studie einen Satz Kreditkartendaten von insgesamt 1,1 Millionen Menschen. Die Daten enthielten weder Namen noch Kontonummern, sondern lediglich Tag, Ort und Höhe der Zahlungen, die von einem bestimmten Konto getätigt worden waren.

Vier bekannte Bezahlvorgänge ausreichend

Dennoch konnten die Forscher einzelne Personen mit hoher Wahrscheinlichkeit in dem Datensatz wiederfinden. Dazu mussten sie lediglich vier Bezahlvorgänge kennen und mit dem Datensatz abgleichen. Solche privaten Infos können etwa aus einem öffentlichen Tweet oder einer Bewertung im Internet abgeleitet werden.

Wussten die Forscher auf diese Weise, dass eine Person am Montag einen Kaffee mit der Kreditkarte bezahlt, am Dienstag im Supermarkt eingekauft hatte, am Donnerstag in einem Sportartikelgeschäft und am Freitag in einem Bekleidungsgeschäft war, konnten sie sie in 90 Prozent der Fälle in dem Datensatz wiederfinden.

Datenschutzreformen gefordert

Für die Wissenschafter zeigen die Ergebnisse, dass auch große Datensätze keine umfassende Anonymität bieten. Das gelte nicht nur für Kreditkartendaten: Auch beim Surfen im Internet, beim Benutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln oder beim Streamen von Filmen über Online-Dienste fallen massenhaft Daten an, die gesammelt und analysiert werden können. Es sei wahrscheinlich, dass auch diese Daten trotz Anonymisierung einfach wieder einzelnen Personen zugeordnet werden könnten.

"Nur weil ein Datensatz keine Namen, Adressen, Telefonnummern oder andere offensichtliche Merkmale enthält (...) macht ihn das nicht anonym", schreiben die Forscher. Dieser Umstand erfordere eine neue Diskussion über Datenschutz. Denn personenbezogene Daten seien zwar geschützt, anonymisierte Datensätze aber nicht. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Reform unseres Datenschutzes, die über personenbezogene Daten hinaus geht, dringend nötig ist." (APA/red, derStandard.at, 1.2.2015)