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Foto: AP/Eduardo Verdugo

Iguala/Mexiko-Stadt - Inmitten einer Kontroverse in Mexiko um die seit September vermissten 43 Studenten will sich das UN-Komitee gegen das Verschwindenlassen von Menschen erstmals mit der Lage in dem Land befassen. Das Thema werde bei einer Sitzung am kommenden Montag und Dienstag in Genf zur Sprache kommen, teilte die UNO am Mittwoch mit.

Sie erinnerte daran, dass Mexiko zu den 44 Staaten gehört, die das Internationale Übereinkommen zum Schutz aller Menschen vor dem Verschwindenlassen ratifiziert haben. Das Komitee überprüft, ob sich die Unterzeichner an die Konvention halten.

Vier Monate nach dem Verschwinden der Studenten hatte die Regierung den Fall für abgeschlossen erklärt. Es gebe nun "rechtliche Gewissheit", dass die Lehramtsstudenten von Polizisten mit Mafia-Verbindungen in Iguala im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero gefangen genommen, dann einer Drogenbande übergeben und von dieser getötet wurden, sagte Justizminister Jesus Murillo Karam am Dienstag. Als Drahtzieher gelten der damalige Bürgermeister von Iguala und seine Frau, denen enge Verbindungen zur Drogenmafia nachgesagt werden.

Von Polizisten entführt

Ende September hatten Polizisten in der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero auf Anweisung des Bürgermeisters die 43 Studenten des linken Lehrerseminars Ayotzinapa entführt und sie der kriminellen Organisation "Guerreros Unidos" übergeben. Mehrere Bandenmitglieder räumten den Mord an den jungen Leuten ein. Ihre Leichen übergossen sie demnach auf einer Müllkippe im nahen Cocula mit Diesel und steckten sie in Brand.

Die Eltern geben sich mit der Erklärung nicht zufrieden, sie fürchten, dass die Regierung den Fall vorschnell zu den Akten legen will. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf der Regierung vor, die Rolle der Armee in der Affäre nicht zu untersuchen. Die Angehörigen der Vermissten wollen nun nach eigenen Angaben eine Delegation zu dem zuständigen UN-Komitee entsenden.

Human Rights Watch kritisiert Eile

Die mexikanischen Behörden haben die Ermittlungen zum Mord an Dutzenden Studenten nach Einschätzung der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) verfrüht eingestellt. Es habe offenbar Eile bestanden, die Untersuchungen medienwirksam abzuschließen, sagte HRW-Regionalchef Jose Miguel Vivanco am Mittwoch im Radiosender MVS.

Der Fall hatte in Mexiko Empörung ausgelöst sowie zu wochenlangen, teils gewaltsamen Protesten geführt. Die Regierung von Staatschef Enrique Pena Nieto stürzte dadurch in eine Krise. Bisher wurden nur die sterblichen Überreste eines der Vermissten identifiziert. (red, APA, 29.1.2015)